Christus-zentriert statt Corona-fixiert

Christus-zentriert statt Corona-fixiert

Die Ältesten der Christusgemeinde haben am 10. Dezember 2021 der Gemeinde einen Leitfaden vorgelegt, in dem wir auf die gegenwärtigen Debatten und Herausforderungen eingehen und dadurch Orientierung geben möchten. Das Papier kann hier gelesen oder auch heruntergeladen werden. Ganz unten findet sich das Video mit hilfreichen Erklärungen.

Es scheint, dass es so viele unterschiedliche Meinungen zu den aktuellen Debatten rund um Corona gibt, wie es Menschen auf diesem Planeten gibt. Viele Kirchen und Gemeinden überlegen, wie sie mit dieser schwierigen Situation umgehen können und kommen teilweise zu sehr unterschiedlichen Bewertungen, die wir nicht beurteilen brauchen, weil wir die Umstände vor Ort oft gar nicht kennen. Die Gemeindeleitung der Christusgemeinde steht in der Verantwortung für unsere eigene Situation einen Weg zu finden, den wir vor der Gemeinde und vor allem vor Gott verantworten können.

1. Einheit im Wesentlichen und Freiheit im Nebensächlichen.

Einschätzungen zu komplex-globalen Themen sind selten eindeutig, unbestritten und über jeden Zweifel erhaben. Viele politische oder gesellschaftliche Themen der letzten Jahre sind derart vielschichtig, dass sich auch Experten oft nicht eins sind. Unseres Erachtens halten wir es für eine Überforderung, wenn wir die Erwartung haben, in pandemischen Fragestellungen zu einer einhelligen Meinung zu kommen.

Das bedeutet nicht, dass das Gespräch über diese Themen unter uns keinen Raum haben sollte. Das wäre mehr als unnatürlich. Das, was uns umtreibt, bewegt und besorgt, dürfen wir offen miteinander thematisieren. Aber die „Corona-Leidenschaft“ darf uns persönlich und unsere Gemeinschaft nicht verzehren. Nichts, gar nichts, darf uns daran hindern, gemeinsam in wahrer Demut und in herzlicher Bruderliebe vor dem Thron der Gnade anzubeten und einander zu segnen sowie Fürbitte zu tun (vgl. Eph 4,1-6).

Wir halten an unserem Grundsatz aus unserem GemeindeKodex fest: „Wir bemühen uns um Einheit in wesentlichen Lehren und suchen den Frieden untereinander, indem wir die Freiheit in nebensächlichen Fragen wahren.“

2. Keine pauschale Impfwarnung oder -empfehlung.

Die Regierung und mit ihr viele Experten befürworten eine möglichst flächendeckende Impfung der Gesellschaft, weil die Impfung den Krankheitsverlauf abschwächen und die Ansteckungswahrscheinlichkeit verringern soll. Andere Hausärzte und Experten wiederum impfen ihre Patienten nicht pauschal, sondern wägen eine Therapie ab, indem sie zwischen Kindern, jungen Leuten, älteren/vorerkrankten Erwachsenen sowie Genesenen unterscheiden.

Zu diesem Augenblick kann niemand seriös und mit 100%iger Gewissheit sagen, was eine gut ertragene Corona-Impfung – aber ebenso auch eine glimpflich überstandene Corona-Infektion – in 10, 20 oder 30 Jahren für Auswirkungen auf den Menschen haben werden. Auch wir Älteste besitzen hier kein Spezialwissen. Wir sind keine Mediziner und keine Ärzte. Die persönliche Nutzen- und Risikoeinschätzung kann darum nicht auf Gemeindeebene erfolgen. Medizinische Fragestellungen sind nicht Thema der Gemeindeverkündigung. Fragt deshalb bei medizinischen Fragen bitte euren Arzt.

3. Impfung als Gewissensentscheidung.

Als Älteste haben wir keine Berechtigung unsere Mitglieder zu einer Impfung oder Nichtimpfung zu drängen. Anweisungen, die über Gottes Wort hinausgehen, stehen uns nicht zu. Unsere Autorität endet an der Stelle, an der die Heilige Schrift schweigt.

„Die Gemeinde muss klar zwischen eindeutigen Geboten Gottes und solchen Gebräuchen und Ordnungen unterscheiden, die zwar sinnvoll sein mögen, nie aber für alle verpflichtend gemacht werden können.“ (Thomas Schirrmacher)

Ob ein Christ sich impfen lassen soll oder nicht, ist kein Bestandteil expliziter biblischer Lehre, sodass Christen hier zu unterschiedlichen Überzeugungen kommen dürfen. Die Impfung verorten wir demnach in den Bereich der persönlichen Gewissensfreiheit. Ob man sich impfen lassen sollte oder nicht – dazu gibt es natürlich auch unter uns persönliche Meinungen und Tendenzen. Unsere persönliche Haltung zur Impfung oder Nichtimpfung aber können und werden wir jedoch nicht als maßgebend für die Gesamtgemeinde erheben.

„Jeder aber sei in seinem eigenen Sinn völlig überzeugt!“ (Röm 14,5b)

Lasst uns gerne offen und ehrlich über unsere Fragen und Meinungen sprechen, immer mit dem Bewusstsein, dass das subjektive Gewissen nicht mit der Stimme des Heiligen Geistes gleichzusetzen ist und man darum mit seiner Meinung verkehrt liegen könnte. Wir Älteste legen Wert darauf, dass wir in dieser Debatte einander respektieren, ohne uns zu streiten oder entzweien zu lassen (vgl. 1Kor 1,10).

4. Befolgung der staatlichen Hygieneauflagen.

Es gibt etliche Verordnungen, die uns Bürgern staatlich auferlegt werden. Jeder, der ein Bauvorhaben realisiert hat, weiß, dass es nachvollziehbare aber auch weniger verständliche Anweisungen geben kann. Ob sinnig oder nicht. Wir sind als Christen dazu angehalten, ihnen grundsätzlich Folge zu leisten (vgl. Röm 13,5). Die Hygieneauflagen für Veranstaltungen sind uns vorgeschrieben und wir werden sie auch weiterhin einhalten. Manches ist nachvollziehbar, anderes wiederum widersinnig. Wir befolgen diese Anordnungen, weil sie uns nicht daran hindern, unseren christlichen Glauben auszuleben. Mit den aktuellen Maßnahmen wird unsere christliche Integrität nicht infrage gestellt. Trotz erheblicher Widrigkeiten und Einschränkungen werden wir nicht zum Ungehorsam gegen Gott genötigt!

5. Rücksichtnahme auf das Bedürfnis nach Sicherheit.

Etliche verspüren die Sehnsucht danach, endlich zur alten Normalität zurückzukehren. Stimmen kommen auf, man solle sich nicht so viel reinreden lassen und endlich wieder Gemeinschaft pflegen, wie wir es gewohnt sind. Wenn wir das Bedürfnis nach Sicherheit leichtfertig übergehen, dann hätte das zur Konsequenz, dass man mit diesem Verhalten eine ganze Personengruppe ausschließt und sich de facto isoliert. Darum werden wir weiterhin Rücksicht nehmen und darauf achtgeben, dass wir mit unserem Verhalten nicht diejenigen verlieren, die vorsichtig agieren.

Wir brauchen uns nicht zu sorgen, dass wir aufgrund der gegenwärtigen Maßnahmen dem Gebot Gottes nach herzlicher Gemeinschaft sowie gegenseitiger Fürsorge (wie bspw. durch das Gebet mit Handauflegung) nicht nachkommen würden. Es ist richtig, dass wir zu diesen Dingen aufgerufen sind. Jedoch bedeutet das nicht, dass bei allen Versammlungen auch immer alles gleichermaßen zum Tragen kommen muss. Auch hier gilt: Alles hat seine Zeit, so auch eine „Zeit fürs Umarmen und Zeit fürs sich Fernhalten vom Umarmen … Zeit fürs Schweigen und Zeit fürs Reden“ (Pred 3,5.7). Auch wenn wir in einer öffentlichen Veranstaltung auf Nähe verzichten, hindert uns das nicht, an anderer Stelle zur Hilfe zu schreiten.

Martin Luther schrieb, als 1527 die Pest in Wittenberg ausbrach:
„Wenn Gott tödliche Seuchen schickt, will ich Gott bitten, gnädig zu sein und der Seuche zu wehren. Dann will ich das Haus räuchern und lüften, Arznei geben und nehmen, Orte meiden, wo man mich nicht braucht, damit ich nicht andere vergifte und anstecke und ihnen durch meine Nachlässigkeit eine Ursache zum Tode werde. Wenn mein Nächster mich aber braucht, so will ich weder Ort noch Person meiden, sondern frei zu ihm gehen und helfen. Siehe, das ist ein gottesfürchtiger Glaube, der nicht tollkühn und dumm und dreist ist und Gott nicht versucht.“ (Quelle: Luthers Werke, Band 5, Seite 334f)

6. 2G-/3G-Gottesdienste sind nicht denkbar.

Andere wiederum plädieren dafür als Kirche der Vorreiter in Fragen des Gesundheitsschutzes zu sein und dies als höchste Prämisse zu machen. Unsere Überlegungen führten uns zu der Schlussfolgerung, dass es in unserer Gemeinde keine räumliche Trennung zwischen Geimpften und Ungeimpften geben wird und wir weiterhin von dem Recht Gebrauch machen werden, Gottesdienste ohne 2G-/3G-Regel mit dem bekannten Schutzkonzept zu veranstalten. Das ist zwar mit unserer aktuellen räumlichen Situation mit gewissen Herausforderungen verbunden, unseres Erachtens jedoch für diesen Zeitpunkt der beste Weg.

Jesus Christus sagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“ (Joh 6,37).

Das Beispiel Jesu zeugt von einer bedingungslosen Unvoreingenommenheit. Man mag einwenden, dass eine Versammlung der Gemeinde nicht mit der grundsätzlichen Glaubenseinladung gleichzusetzen sei, wie Jesus sie hier formuliert. Natürlich ist der Gottesdienstbesuch nicht eins zu eins mit dem „Kommen zu ihm“ identisch. Doch was die Gemeinde miteinander auslebt, sollte stets Ausdruck dessen sein, was sie in Jesus und dem Evangelium sieht und erkennt. Wenn wir Gottesdienst feiern, dann nicht in unserem Namen, sondern in Jesu Namen mit der Gewissheit, dass er selbst der Rufende und Einladende ist. Damit verkörpert die Gemeinschaft der Kinder Gottes im Miteinander auf eine sehr spezielle Art das Evangelium. Dort wo Christen zusammenkommen, ist Christus mitten unter ihnen und wirkt in ihnen durch den Heiligen Geist, wobei unsere Traditionen, Sprachen, Kulturen, politischen Ansichten nicht im Fokus stehen, sondern geistliche Einheit in der Unterschiedlichkeit gefeiert wird. Nun Menschen – ohne dass durch bewährte Schutzkonzepte überhaupt Gefahr in Verzug ist – den Zutritt aufgrund ihrer gesundheitspolitischen Entscheidung zu verweigern, verdreht die Botschaft, dass jeder in die erfahrbare Gottesbegegnung kommen darf, die Jesus seinem Leib vor Ort verheißen hat. Mit unseren Maßnahmen sollten wir also keine Signale in die Gesellschaft senden, die unsere Botschaft infrage stellen könnten. Denn wenn wir dem Kommenden den Weg versperren, dann mag das Ursprungsmotiv löblich sein, aber der Abgewiesene wird unweigerlich unser Verhalten in Bezug zu Christus setzen, den wir gemeinsam repräsentieren. Deshalb wird es unter uns keine Ausgrenzung von Mitmenschen geben, die ihr Grundrecht auf körperliche Selbstbestimmung und Unversehrtheit wahrnehmen und aus welchen persönlichen Gründen auch immer eine Impfung für sich ablehnen. Keine Autorität hat das Recht eine spezifische Gruppe von der Gemeinschaft der Heiligen fernzuhalten.

Wir haben uns auch gegen eine Testpflicht (3G) entschieden, weil wir im Gegensatz zur Maskenpflicht und Abstandsregel (die für jeden ohne Ausnahme und Unterschied gelten) bei der 3G-Regel schon bei der Begrüßung einen Unterschied in der Person festmachen. Wir erkennen nicht das Mandat der Gemeindeleitung Menschen nach ihrem Gesundheitsstand zu sortieren und Gesundheitskontrollen durchzuführen. Es erscheint uns nicht vernünftig, Menschen nach ihrer medizinischen Voraussetzung zu bewerten.

Wir glauben, dass Gottesdienste sowohl sichere als auch offene Orte sein müssen, in denen jedermann ohne Unterschied Gott nahen und begegnen darf. Staatliche Regulierungen folgen wir, aber nicht dann, wenn wir dazu aufgerufen werden, bestimmte (gesundheits)politische Überzeugungen und private Gewissensentscheidungen beim Zutritt zu überprüfen. Darum feiern wir Gottesdienste, die dem Gewissen sowohl der Geimpften als auch der Ungeimpften Rechnung tragen. Nicht weil wir damit eine politische Haltung zum Ausdruck bringen wollen, sondern einander konsequent in den unterschiedlichen Gewissensentscheidungen respektieren und das Wesentliche im Blick behalten möchten.

Dienst-, Interessen- und Kleingruppen unserer Gemeinde finden an unterschiedlichen Orten statt. Die jeweilige Location bestimmt naturgemäß über die gültige Hausordnung entsprechend der staatlichen Verordnungen. Versammlungen im Gemeindezentrum unterliegen dem obigen Prinzip: maximal inklusive Gemeinschaft für jedermann. Die Gemeindeleitung bittet die Teamleiter dieses Prinzip zu berücksichtigen und für das eigene Angebot zu prüfen.

7. Danke und bete für deine Regierung.

„Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit.“ (1Tim 2,1-2)

Als Christen in Baden-Württemberg müssen wir zum wiederholten Male innehalten und dankbar zur Kenntnis nehmen, dass Kirchen aufgrund der außerordentlichen Relevanz und Stellung der Religionsfreiheit keine Verschärfungen drohen. Niemand ist gegenwärtig so privilegiert und bevorzugt wie die Religionen.

Ja, es gibt Einschränkungen unter denen etliche Christen (sowie Nichtchristen!) gewaltig leiden und die dürfen auch angesprochen werden. Aber wenn wir Umstände zum Positiven verändern wollen, müssen wir erst einmal damit anfangen, uns ehrlich zu machen und Wahrhaftigkeit zu wählen. Wer in seinem persönlichen Frust die Tatsache unserer Vorrangstellung ausblendet, untergräbt die Glaubwürdigkeit von uns Christen insgesamt.

Es gilt für unsere Regierung zu beten und sie zu segnen. Wenn uns das nur noch schwerfallen sollte, müssen wir unser Herz prüfen, ob „nicht irgendeine Wurzel der Bitterkeit aufsprosst und zur Last wird und durch sie viele verunreinigt werden“ (Hebr 12,15).

Gott segne unsere Regierung mit Weisheit.

8. Mahne die Ungerechtigkeit deiner Regierung an.

Durch Gutes tun sollen wir als Christen die blinden Flecke der Gesellschaft und Regierung aufdecken, um der Gottlosigkeit Einhalt zu gebieten (vgl. 1Petr 2,15). Dem Staat untertan zu sein, bedeutet nicht offenkundiger Bosheit blind zu folgen. Sondern sich für das Gute einzusetzen. Gott segnet unseren zivilen Ungehorsam, wenn wir uns für das Gute, Vollkommene und Wohlgefällige einsetzen, was der Wille Gotte ist. Es ist darum kein Akt des Unglaubens, wenn wir in Deutschland von unserem Recht Gebrauch machen, um bspw. mithilfe von Gerichtsverfahren oder Demonstrationen Einfluss auf die Gesetzgebung zu erlangen. Für einen Jünger Jesu ist es natürlich ausgeschlossen an Krawall oder gewalttätigen Protesten teilzunehmen. Das Böse lässt sich bekanntlich nicht mit Bösem überwinden. Der Zweck heiligt nicht die Mittel!

„Ja, die Gesinnung eines Christen sollte sein, Regierungen – lokale und nationale Regierungen – zu unterstützen und ihnen untertan zu sein. Dies ist Teil von Gottes Willen. Andererseits sollten wir – schriftlich, mündlich und im Gespräch – Regierungen und Staatschefs, die das Böse nicht bestrafen und das Gute nicht loben, öffentlich zur Rede stellen, vor allem wenn wir beobachten, dass sie anfangen, sich an genau dem Bösen zu beteiligen, das sie bestrafen sollen. Die Kirche hat eine Berechtigung, solche Ungerechtigkeit prophetisch anzuprangern. Wenn wir glauben, dass unser Staatschef auf eine Weise handelt, die dem Bösen nicht entgegentritt, sondern das Böse praktiziert oder daran teilhat – und das Gute nicht unterstützt, sondern behindert – dann haben wir eine biblische Berechtigung, diese Verhaltensweisen und diese Politik öffentlich und prophetisch anzuprangern.“ (John Piper)

9. Religionsfreiheit trotz rechtlicher Konsequenzen.

„Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen! Und ich werde euch Ruhe geben.“ (Mt 11,28)

Wie unter Punkt 6 festgehalten, werden wir mit unserem bewährten Schutzkonzept keine weiteren Maßnahmen bzw. Zugangsvoraussetzungen einführen, die zum Ausschluss von Besuchern führen können. Mögliche verordnete 2G-/3G-Regeln werden wir unter Berücksichtigung aller bisherigen Sicherheitsvorkehrungen (sofern der Herr uns nicht vom Gegenteil überzeugt) nicht Folge leisten. Denn seit nunmehr 1,5 Jahren feiern wir mit Ungeimpften Gottesdienste. Es ist unverhältnismäßig, ohne erkennbare und empirisch nicht nachweisbare Not und Gefährdung Betroffene aus der Gemeinschaft auszuschließen und von der freien Religionsausübung abzuhalten. In Wahrheit haben religiöse Zusammenkünfte mit Hygienekonzepten zu keinem Zeitpunkt das Infektionsgeschehen beeinflusst.

Ob immunisiert, getestet oder nicht: Die freie und ungestörte Religionsausübung ist jedermann gesetzlich zugesichert (Art. 4 Abs. 2 GG). Weil nicht bloß der äußere, sondern auch der innere Mensch der Fürsorge bedarf, sind wir davon überzeugt, dass die Kirche Teil der wesentlichen Daseinsvorsorge ist (wie Lebensmittelgeschäfte und Ärzte). Sollte unser Einsatz für eine bedingungslose Religionsfreiheit rechtliche Konsequenzen mit sich bringen, nehmen wir sie bereitwillig in Kauf (vgl. Mt 5,10).

10. Christsein in einer korrupten Welt.

„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!“ (Mk 12,17)

Als Christen gehört Jesus Christus unsere höchste Loyalität. Ihm sind wir zuallererst verpflichtet. Für unser Leben in dieser Welt gilt: Wir sind zwar nicht von der Welt, aber durchaus in der Welt als Licht und Salz gesetzt, um die Mission und Evangelisation in der Welt voranzutreiben (vgl. Joh 17,16; Mt 5,13-16). Für dieses Unterfangen war der ersten Kirche kein Preis zu hoch. Kein Gesetz dieser Welt hat sie davon abbringen können, das Evangelium zu verkündigen und Menschen zum lebendigen Gott zu führen: „Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen.“ (Apg 5,29)

Zugleich sind wir Bürger und unterstehen staatlichen Ordnungen, die von Gott eingesetzt worden sind (vgl. Röm 13,1). Hierin sind wir verpflichtet vorbildlich zu leben und bereitwillig den Anweisungen der Regierung zu folgen, solange die Forderungen uns nicht zur Sünde verleiten oder unseren Dienst am Evangelium behindern. Der Apostel Petrus fordert ein, dass Christen ihren Respekt und den grundsätzlichen Gehorsam gegenüber Staaten auch dann nicht verlieren, wenn die Regierenden unmoralisch und ungläubig sind.

Das Alte Testament präsentiert uns z.B. Josef und Daniel als höchste Beamte und Verantwortungsträger im Dienst von korrupten Tyrannen. Sie waren in der Lage vorbildliche Arbeit für Gewaltherrscher zu tun ohne sich deren moralischen Verfehlungen zu eigen machen zu müssen. Sehr deutlich zeigen uns die biblischen Schilderungen, dass die Loyalität dieser beiden Männer Gottes ihren Obrigkeiten gegenüber dann endete, als ihr Glaube oder ihre Frömmigkeit auf dem Spiel stand.

Wie sollte ein Christ handeln, wenn gesetzlich verlangt wird, sich gegen Corona testen oder impfen zu lassen? Was für den einen eine Selbstverständlichkeit ist, ist für jemand anderen eine blanke Zumutung. Nach unserem Verständnis legitimiert die Bibel einen Widerstand gegen staatliche Ordnungen nur in solchen Fällen, in denen wir zu Handlungen genötigt werden, die sich gegen den christlichen Glauben und Gottes Wort wenden. Widerstand gegen staatliche Maßnahmen, mit denen ein Christ nicht das Evangelium bzw. Jesus Christus verleugnet, können wir in aller Regel nicht gutheißen oder unterstützen, um keine verkehrte Vorstellung entstehen zu lassen, was es eigentlich bedeutet, für Christus und sein Evangelium zu leiden. Jesus Christus sagt: „Glückselig die um Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel.“ (Mt 5,10) und Petrus betont: „Denn das ist Gnade, wenn jemand wegen des Gewissens vor Gott Leiden erträgt, indem er zu Unrecht leidet. … Wenn ihr aber ausharrt, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist Gnade bei Gott.“ (1Petr 2,19-20).

Wir bitten einen jeden, ernsthaft vor Gott zu prüfen, ob die Entscheidungen, die wir fällen – mit all ihren Konsequenzen für Arbeit, Einkommen, Versorgung der Familie sowie gesellschaftliche Teilhabe – tatsächlich im Einklang mit dem oben genannten Prinzip steht. Wir sollten uns darum selbstkritisch die Fragen stellen: Stimmt meine Entscheidung mit Gottes Wort überein? Handelt es sich wirklich um ein Leiden für das Evangelium und die Gerechtigkeit? Verleugne ich mit meinem Verhalten tatsächlich Gott als meinen Herrn? Sind meine Überlegungen angemessen und verhältnismäßig in Bezug auf den Missionsauftrag, um verlorene Seelen für Jesus Christus zu gewinnen? Sollten jedoch unsere Entscheidungen nicht von biblischen Glaubensüberzeugungen geleitet sein, dann müssen wir stets bereit sein, im Vertrauen auf Gott unsere persönlichen Überzeugungen hintenanzustellen.

Wir beten, dass Gott uns allen Weisheit gibt, in seinem Sinne und zum Wohle unserer Mitmenschen zu handeln.

11. Kein leichtfertiger Gemeindewechsel aufgrund von Differenzen.

Manch ein Christ fühlt sich in der eigenen Gemeinde nicht mehr Zuhause oder angenommen, weil das gemeindliche Corona-Management befremdet oder zuwider ist. Unabhängig davon, ob deine Gemeinde einen zu rigiden oder zu lässigen Umgang mit den Corona-Verordnungen praktiziert: Bewahre Besonnenheit. Wir sind nicht in der Lage, pauschal zu bewerten, ob ein Gemeindewechsel unmöglich ist, aber solche Überlegungen müssen sehr ernst und keinesfalls leichtfertig geprüft werden. Suche in jedem Fall das Gespräch mit den Verantwortlichen und versuche zu verstehen, was die Gemeindeleitung in ihrem Verhalten leitet. Bedenke, dass Pastoren und Älteste in diesen Tagen unter enormen Stress, Resignation und auch manchmal Ängsten leiden. Das sollte vielleicht nicht so sein, aber es sind auch nur Menschen und sie werden von Fragen überrollt, die sie sich vorher nie stellen mussten. Erwäge gut, was du einforderst, denn es lässt sich leicht reden, wenn man nicht die Last der Verantwortung tragen muss. Bete für deine Leiter und bitte Gott für dich, dass er dir Wegweisung und Frieden gibt.

12. Bereite dich auf echte Verfolgung vor.

Wir schätzen das Engagement für eine gerechte und verhältnismäßige Politik und begrüßen es, wenn Christen Einfluss auf Politik und Gesellschaft nehmen, um dadurch für mehr Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit zu sorgen. Dabei dürfen wir nicht vergessen: Politik ist nicht unsere Hoffnung und unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut (vgl. Eph 6,12). Denn Jesus Christus spricht: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so hätten meine Diener gekämpft.“ (Joh 18,36a)

Christen und Gemeinden stehen in der Gefahr ihre Kraft und Energie in einen unverhältnismäßigen Kampf zu investieren. Das geht soweit, dass sich manch einer schon in einer Verfolgungswelle gegen uns Christen wähnt. Unser Ältester Dany Pokem, der aufgrund seines Glaubens in Kamerun bereits Verfolgung, Gefängnis und Folter erlebt hat, schreibt: „Wir in Europa ‚mästen‘ uns, leben im ‚Luxus‘ und haben darum wenig Vorstellung davon, was Verfolgung wirklich bedeutet. Die Zeit wird kommen, wenn die große Verfolgung eintritt. Dann wird allen klar sein, was Verfolgung wirklich bedeutet.“

Die Gemeindeleitung der Christusgemeinde Emmendingen
Pastor Waldemar Justus – Daniel Kiefer – Holger Mücke – Dr. Dany Pokem