1. Oktober 2023

Religiöse und familiäre Bindungen lösen

Religiöse und familiäre Bindungen lösen

Bibeltext: Matthäus 12,38-50

Schlagt mit mir Matthäus 12, ab Vers 38 auf, wenn es nicht schon geschehen ist und ihr eure Bibel dabeihabt. Wir haben es gerade in der Lesung gelesen.

In euren Bibeln wird es wahrscheinlich so sein, dass ihr immer Zwischenüberschriften habt und es sind drei Blöcke, die wir heute miteinander verbinden, denn ich glaube, die letzten Verse des 12. Kapitels vom Matthäus-Evangelium bilden bereits eine Sinneinheit und in Wahrheit auch noch zu der Geschichte gehören, die wir uns das letzte Mal angeschaut haben, in Matthäus 12, ab Vers 22.

Dort hatte Jesus zuvor einen Menschen von teuflischen Bindungen gelöst und den Satan in die Flucht geschlagen. Wir haben uns damit auseinandergesetzt, wie dieser Mann, der so dämonisiert und geplagt war, endlich zur Freiheit gekommen ist, als Jesus auftrat und dem Satan das Fürchten gelehrt hat.

Aber es ist nicht so, dass es in dieser Passage nur darum geht, dass sich Menschen freuen, dass endlich Befreiung da ist; sondern da gibt es religiöse, hartnäckige Traditionalisten, die haben eine besondere Stellung in diesem Land, haben nicht nur religiöse Überzeugungen, sondern sie haben sich mit ihren Überzeugungen eine Machtstruktur aufgebaut, in ihrem Land. Sie kontrollieren die Dinge und sind das Machtzentrum von dem, was du denken darfst und was du tun sollst. Diese religiöse Elite, die in unserer Bibel immer mit den Pharisäern oder den Schriftgelehrten beschrieben wird, hatte ein großes Problem mit Jesu Popularität und seiner Macht, denn wenn er populärer und mächtiger ist als wir, ja wer sind dann wir? Dann wendet sich alles Volk ihm zu und nicht mehr zu uns und das war ihnen ein Dorn im Auge, sodass sie dann sein offenkundig göttliches Wirken als Teufelszeug hingestellt haben. Und Jesus versicherte ihnen in dieser Passage aus dem Matthäus-Evangelium Kapitel 12, dass sie sich mit diesem böswilligen Vorwurf auf ganz, ganz dünnes Eis begeben und im Begriff sind, ihre ewige Verdammnis zu besiegeln, wenn sie nicht von dieser Blasphemie, von dieser Gotteslästerung ablassen.

Vielleicht könnt ihr euch daran erinnern, ich hatte beim letzten Mal dieses rote Kabel genommen, könnt ihr euch erinnern? Ja? Das war die rote Linie, die sie nicht überschreiten durften.Wir haben uns damit auseinandergesetzt, dass Jesus sagt, es gibt eine Sünde gegen den Heiligen Geist; wenn du diese Linie überschreitest, dann ist es vorbei. Wir haben uns angeschaut, wie Jesus die Pharisäer davor warnt; seht ihr diese Linie? Ich mache euch darauf aufmerksam, hier nicht hinüberzugehen.

Falls du dich jetzt fragst, was hat das mit dieser ganzen Sünde gegen den Heiligen Geist auf sich? Dann ab auf YouTube, nicht jetzt, sondern nach dem Mittagessen. [Die Sünde gegen den Heiligen Geist, 24.09.2023] Es wäre ein bisschen blöd, wenn wir hier im Raum synchron zwei Predigten hören. Schau und hör es dir an.

Wir gehen weiter in unserem Text, die Szene ist noch nicht vorbei.

Jesus hat Klartext zu ihnen gesprochen, dass sie, wenn sie so weitermachen, dann wirklich in Schwierigkeiten kommen. Sie sollen von ihren blasphemischen Gedanken umkehren. Und dann kommt Matthäus 12, Vers 38 bis 40, ich lese: Dann antwortete ihm einige der Schriftgelehrten und Pharisäer und sprachen: Lehrer, wir möchten ein Zeichen von dir sehen. Wenn die Bibel von Zeichen spricht, dann meint sie nicht, ich will ein Symbol sehen oder was hängt an deiner Kette für ein Symbol, sondern wir möchten ein Wunderzeichen von dir sehen. Er beantwortete und sprach zu ihnen: Ein böses und ehebrecherisches oder treuloses Geschlecht oder Generation begehrt ein Zeichen und kein Zeichen wird ihm gegeben werden, als nur das Zeichen des Jonas, dem Propheten. Denn wie Jona sich drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches befand, was ein krasses Wunder war, Wunderwerk, ein Zeichen, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.

Bleiben wir mal ganz kurz bei diesen Versen stehen. Ich denke, viele kennen diese Passage. Sie lesen diesen Abschnitt und so mancher kommt auf den Gedanken: Jesus hat etwas dagegen, wenn wir ihn um Zeichen bitten, um Wunderhandlungen. Und so wird dieser Vers oft falsch ausgelegt, falsch angewendet. Es gibt viele Christen, die haben Befürchtungen: Lieber frage ich Gott nicht nach einem Wunderwirken und ein Zeichen; vielleicht nach einer Bestätigung auf eine Frage, die ich habe, denn Jesus hat ja gesagt, nur ein ehebrecherisches, ein treuloses, ein böses Geschlecht, eine Generation wie diese, die begehrt ein Zeichen und sie bekommen kein Zeichen. Und so kommen dann einige Christen darauf: Wie du fragst Gott nach einem Wunder, du bittest Gott um ein zeichenhaftes Handeln seiner Macht? Das macht man aber nicht.

Ich finde es so krass, wie sich das in christliche Gemeinden so einschleichen kann, dass man von dem allmächtigen Gott keine allmächtigen Taten mehr fordert oder erbittet, erfleht, sondern sich einfach nur begnügt, weil man Angst hat, denn Jesus hat gesagt, du sollst kein Zeichen fordern, das ist ein Erweis deiner Boshaftigkeit. Das ist aber nicht das, was der Text sagt. Wir müssen schauen, mit wem hat Jesus es hier zu tun. Zu wem spricht er diese drastischen Worte? In der Situation, in der sich Jesus gerade befindet, spricht er zu Religiösen, mit verdorbenen Motiven. Sie suchen nicht Jesus und das, was er Gutes tun kann. Es sind hinterhältige Verbrecher, die Gründe suchen, um Jesus ans Messer zu liefern. Die sagen nicht, Jesus, wir können gar nicht genug von dir bekommen. Wir sind so begeistert von deinem Handeln, wir wollen mehr davon in unserem Land sehen. Mach noch mehr Menschen frei, heile noch mehr Menschen, bringe deine gute Nachricht hinaus. Und alles, was Gott tun kann, soll er tun in Macht und in seiner Majestät. Halleluja, Werbung für Jesus.

So sind diese nicht drauf. Die haben die Schnauze voll von diesem Jesus und sagen: Komm, gib uns noch ein Zeichen, zeige noch mehr von dem, was du kannst. Er hat das gerade gezeigt, oder? Und sie standen vor dieser ominösen roten

Linie und Jesus sagt: Stopp, nicht weitergehen! Und eigentlich sollte man Ohren haben zu hören. Und dann lehnen sie sich noch mit dem Kopf über die rote Linie. Komm, zeig, was du kannst. Hier, komm.

Wir sehen in Parallelpassagen, im Evangelium, die Herzenshaltung, warum Menschen um Zeichen bitten, vor allem die Pharisäer um Zeichen bitten. In Matthäus 16, Vers 1 lesen wir: Und die Pharisäer und die Sadduzäer, das ist eine andere religiöse Gruppierung, innerhalb der Juden, kamen herbei, um ihn zu versuchen. Sie baten ihn, er möge ihnen ein Zeichen aus dem Himmel geben. Merken wir, welche Herzenshaltung hier dahintersteckt? Das sind keine Menschen, die Jesus lieb haben und mehr von ihm möchten, sondern sie wollen ihn versuchen. Das heißt, sie wollen ihn zu Fall bringen. Sie versuchen an dem, was er tut, etwas zu finden, sodass sie dann sagen können: Und das ist der Grund, warum er ein Scharlatan ist, warum er ein Hexer ist und warum man ihn auf den Scheiterhaufen werfen sollte oder kreuzigen muss. Das ist die Herzenshaltung dieser Menschen, die hier um ein Zeichen von Jesus bitten.

Markus 8, Vers 11 beschreibt es so, und die Pharisäer kamen heraus und fingen an, mit ihm zu streiten – wie oft gehst du in dein Gebetskämmerchen, um mit dem Herrn zu streiten? Nicht im Gebet zu ringen, sondern ihm Vorwürfe zu machen? – indem sie ein Zeichen vom Himmel begehrten, um ihn zu versuchen. Das ist die Rahmenerzählung. In diese Situation hinein bettet Jesus: Wer auf diese Art und Weise ein Zeichen oder weitere Wunder von mir fordert, der zeigt eigentlich nur, wie boshaft sein Herz ist. Dass er das, was er offenkundig sieht, gar nicht annehmen will. Er hat auch nicht im Sinn, das Zeichen, worum er bittet, anzunehmen oder geistlichen Profit daraus zu erhalten; sondern er möchte nur einen weiteren Grund haben, Jesus zu hassen, abzulehnen und bei anderen Leuten schlechtzureden.

Also, wenn du dich in der letzten Woche in einer Situation befunden hast, wo du den Herrn um ein Zeichen und ein Wunder gebeten hast, wenn du, mit der Haltung der Pharisäer, nach Zeichen suchen solltest, dann steht es wahrlich schlecht um dich. Ich glaube nicht, dass die, die sich Sorgen machen: Darf ich wirklich Gott um Zeichenhandlungen, um Wunderwirkungen bitten(?), dass ihr die Herzenshaltung der Pharisäer habt. Wisst ihr, Jesus hat es hier nicht mit verzweifelten Christen zu tun, die sich nach seinem Eingreifen sehnen.

So mancher, der hier sitzt, sagt: Jesus, ich liebe dich und ich glaube dir; obwohl meine Situation mir den ganzen Tag etwas anderes predigt. Und ich flehe dich an, wirke ein Wunder in meiner Familie, in meinem Leben, in meiner Herausforderung. Tu ein wundersames Zeichen. Meine Lieben, das ist doch kein Erweis einer inneren Boshaftigkeit, sondern eines tiefen Glaubens, einer Sehnsucht nach dem Eingreifen Gottes in unserem Leben. Wenn wir nicht so beten, wer soll dann den Herrn so anrufen, wenn wir in Not sind? Die Bibel ist voll von Gläubigen, die in Not sind und den Allmächtigen anrufen, dass er allmächtig handelt.

Wer mit dieser Passage um die Ecke kommt, aber, ah, ah, ah, ah, ah, du darfst keine Zeichen erbitten. Geh noch einmal tiefer in den Text, identifizierst du dich als Pharisäer? Also heutzutage kann man sich als alles identifizieren. Ich bin ein Pharisäer des ersten Jahrhunderts? Okay, wenn du so unterwegs bist, dann lass es lieber sein. Aber wenn du Jesus suchst und ihn allein, dann bete weiter so.

Wisst ihr, Jesus verspricht sogar in Markus 16, Vers 17, dass seine Nachfolger mit zeichenhaften Handlungen rechnen sollen. Er ruft sie in die Nachfolge, sendet sie aus in die Mission und sagt, Zeichen werden euch folgen. Das ist nicht etwas, das nicht in euer Denken kommen darf, sondern das wird passieren, in meiner Gefolgschaft.

In Apostelgeschichte 4, Vers 30 sehen wir sogar, als die Jünger in einer krassen Notsituation waren, wie sie Gott als gesamte Gemeinde anflehen, dass er Zeichen und Wunder senden soll. Na ja, lieber Petrus und erste christliche Gemeinde, ihr habt wohl nicht Matthäus 12 gelesen? Nein, ein Petrus hat gehört, was Jesus hier sagt und dennoch wusste er, wir sind gerade in einer Situation, in der wir uns aufreiben, für diesen Jesus. Wir beten jetzt alle gemeinsam: Jesus wirke Zeichen und Wunder. Das hat die ganze Gemeinde getan. Und da findest du keinen Vermerk, PS: bitte nicht nachmachen, sondern die Apostelgeschichte ist uns ein Vorbild, wie Gemeinde unterwegs sein soll.

Und sie bitten nicht, in Apostelgeschichte 4, Vers 30 siehst du es ganz deutlich, sie bitten Jesus nicht um ein Zeichen, um ihn ans Messer zu liefern oder ihm eine Schuld zuzuweisen. Sie bitten um Zeichen und Wunder, damit Jesus den Kindern Gottes aus ihrer Angst hilft, weil sie bedrängt sind. Wir werden bedrängt und wir haben Furcht. Erlöse uns aus dieser Angst. Wirke Zeichen und Wunder, damit Menschen mit dem Evangelium bekannt gemacht werden. Sie beten ganz konkret dafür, als sie um Zeichen und Wunder bitten, dass Gott seinen Arm ausstreckt, um Kranke gesundzumachen wirke ein Zeichen, damit du dich erbarmst über Notleidende. Und zu guter Letzt, soll er Zeichen und Wunder wirken, damit der Name Jesu verherrlicht und groß gemacht wird. Ich frage dich, hallt da etwas wieder, von einem dieser Punkte, die ich gerade aufgezeigt habe, wo du sagst: Danach sehne ich mich auch? Dann ist es gut, um Zeichen und Wunder zu bitten und den Herrn anzurufen, dass er es wirkt.

Aber worum es hier geht, da hat Jesus sehr, sehr Klartext gesprochen, das war nötig. So wie ihr mit mir umgeht, sagt mal, habt ihr sie noch alle? Ich habe doch soeben gesagt, worum es hier geht. Ich habe es gerade gesagt. Ihr habt soeben ein zeichenhaftes Handeln gehört und ihr habt in eurem Herzen, diese Sünde gegen den Heiligen Geist, diese rote Linie zu überqueren. Ich sage: Stopp! Hier nicht weiter. Jetzt wollt ihr ein weiteres Zeichen? Ja, wohin wird das noch führen? Worin wird das münden? Sie haben eine hinterhältige Mission, indem sie um dieses Zeichen bitten.

Und wisst ihr, was ich interessant finde? Jesus sagt ihnen, diese Generation, wird kein weiteres Zeichen bekommen.

Ich finde das krass.

Es steht nicht da, aber ich frage mich, wenn Jesus in diesem Augenblick ein weiteres Zeichen gegeben hätte, dann wären die Pharisäer endgültig über diese rote Linie gelaufen. Ich sehe in dem Wort von Jesus, welches so hart ist, auch ein Erbarmen; ich gebe euch besser gar nichts mehr. Denn, wenn ich jetzt etwas wirke, dann werdet ihr einfach nur wiederholen, Teufelszeug, das hat der Satan gewirkt. Und zack, wären sie über die rote Linie geschritten. Vielleicht möchte Jesus sie auch davor bewahren. In jedem Fall, was wir wissen, Jesus ist nicht bereit, das bösartiges Spiel mit ihnen mitzuspielen. Was macht Jesus hier?

Er sagt, es wird nur noch ein Zeichen gegeben, nur das Zeichen Jonas, des Propheten, Matthäus 12, Vers 39 und sagt in Vers 40: Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein. Also, Jesus kündigt nun, zugegebenermaßen in einer kryptischen Art und Weise, an, ich werde für drei Tage in dieser Erde verschwinden. Ich werde sterben. Jeder, der die Jona Geschichte kennt, weiß, Jona ist nicht im Bauch geblieben, sondern wiedergekommen. Wie ist das möglich? Und bei Jesus genau das Gleiche. Ich werde nicht einfach nur verborgen werden, verschlungen werden vom Tod, sondern ich werde ausbrechen und werde auferstehen. Und alle wussten, dass die Story von Jona, ein mächtiges Eingreifen Gottes war, um anderen Menschen den Weg zum ewigen Leben zu ermöglichen.

Ihr kennt es vielleicht, Jona [Der Prophet Jona 1, Vers 1ff] soll nach Ninive gehen, eine wirklich gottlose Stadt, die auch mit dem Gott Israel gar nichts zu tun hat, verfeindet war und die Juden hatten überhaupt kein Interesse, dass Ninive und die Bevölkerung in den Genuss von Barmherzigkeit und Wirken Gottes kommt. Und deswegen ist Jonas‘ Haltung nachvollziehbar, dass er sagt: hey Gott, mit jedem, aber doch nicht mit denen, unseren Erzfeinden. Nur weg hier. Gott greift mächtig ein, durch Tod und Auferstehung, so könnte man sagen, sinnbildlich kommt dieser Jona zu Ninive, predigt vollmächtig und die Menschen reagieren blöderweise für Jona, sogar auf seine Predigt und tun Buße und kommen zum ewigen Leben. Jeder Jude weiß, es ist ein mächtiges Ereignis innerhalb ihrer Geschichte.

Und die Pharisäer hören hier, dieser Jesus hat offenbar einen göttlichen Auftrag, mit großem Ausmaß. Damit sind sie jetzt konfrontiert. Jesus stellt sich in diese Linie und zeigt, es wird noch Größeres passieren, als ihr es damals schon erlebt habt. Wenn wir das Matthäus-Evangelium lesen, dann lesen wir so darüber hinweg und denken: Jesus erzählt hier schon ein wenig von dem, was kommen wird. Aber warum ist das eigentlich an dieser Stelle so außerordentlich? Eigentlich müsstest du an dieser Stelle stehen bleiben und solche Augen machen und sagen, wie bitte? Wie bitte Jesus

Warum ist das so krass, was Jesus hier sagt? Jesus redet im Matthäus-Evangelium zum allerersten Mal von seinem Tod und seiner Auferstehung. Wenn du davor blätterst, wir wissen ja, wie die Geschichte von Jesus ausgeht, aber die Menschen damals nicht. Bis zum 12. Kapitel im Matthäus-Evangelium, hat Jesus noch gar nicht, noch gar nicht enthüllt, dass er sterben und auferstehen wird, dass er für drei Tage weg sein und dann wiederkommen wird.

Erst später, in den nachfolgenden Kapiteln, werden wir merken, dass Jesus immer mehr über sein Werk am Kreuz spricht, es deutlich ankündigt. Aber bis zu diesem Zeitpunkt war das top secret. Das wusste niemand. Das wusste nur der Vater und Jesus. Und Jesus erzählt es ihnen in diesem Augenblick. Ich weiß nicht, wie du das findest, dass Jesus die größte Wahrheit, die beste Nachricht der Welt, ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt offenlegt, zumindest zu einem Teil offenlegt, ausgerechnet denen, die ihn abgrundtief hassen.

Also wenn du Jünger von Jesus warst und daneben standest und hörst Jesus zu, denkst du: Moment mal Jesus, das war jetzt nicht abgesprochen, das steht nicht im Skript. Wovon sprichst du da? Was erzählst du den Pharisäern, von dem wir noch nichts wissen? Aber Jesus erzählt es den Pharisäern. Jesus könnte bei diesen Pharisäern sagen, ich sage euch gar nichts mehr. Finito, fertig. Warum macht Jesus das? Ich weiß, es ist eine harte Passage, aber trotzdem, hier das erste Mal. Die Jünger müssen sich am Kopf gekratzt haben. Warum erzählst du denen das? Wir wissen es noch nicht einmal. Aber wir sind deine Freunde. Wir sind für dich. Wir wissen es nicht, aber denen sagst du es. Und alle hören es.

Ich denke, die Pharisäer sollen sich später erinnern, Jesus hat es uns als allererstes gesagt. Wir haben es als allererstes mitbekommen. Was für eine Güte in dieser Härte. Was für eine Güte in dieser harten Rede von Jesus. Warum hat er das getan? Warum hat Jesus das gemacht? Warum waren wir die Ersten, die das mitbekommen haben? Nicht in der ganzen Tiefe, nicht in jedem Detail, aber er hat bereits etwas angekündigt und uns zuerst.

Warum hat er das gemacht? Ja, warum? Damit sie glauben. Damit sie merken, ja, dieser Jesus, er meint es auch gut mit uns. Er hat uns ein weiteres Zeichen verweigert, weil wir so engstirnig waren. Und vielleicht hat er das aus dem Grund nicht gemacht, damit wir nicht über diese Linie treten und dann setzt er noch einen darauf und erzählt uns als allererste  von diesem Evangelium. Was ist das für ein Jesus! Warum macht er das mit uns? Wir haben es nicht verdient. Voilà, das ist nämlich das Evangelium. Menschen sollen ins Reich Gottes eingegliedert werden, die es eben nicht verdient haben. Und die Pharisäer sind die Allerersten.

Aber Jesus macht weiter. Jesus wird in den nächsten Versen, Matthäus 12, 41 bis 42, die Pharisäer mit dem, was er sagt, zur absoluten Eifersucht reizen. Schaut mal, was er ihnen sagt: Männer von Ninive werden aufstehen, im Gericht, mit dieser Generation und werden es verdammen, denn sie taten Buße auf die Predigt Jonas hin; und siehe, mehr als Jona ist hier. Eine Königin des Südens wird auftreten im Gericht mit dieser Generation und wird es verdammen, denn sie kam von den Enden der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören; und siehe, mehr als Salomo ist hier. Ihr kennt vielleicht auch die Geschichte von der Königin von Saba, die zu Salomo kam und seine Weisheit hören wollte. [2. Könige 9, 1 bis 2]

Jesus pickt hier Geschichten aus dem Alten Testament auf, in denen Menschen vorbildlich und gottesfürchtig gehandelt und sich als Kinder Gottes erwiesen haben. Und diese Personen bringt er jetzt aufs Tapet und sagt, ich habe Kronzeugen mitgebracht. Und diese Kronzeugen werden gegen euch Urteile sprechen, wenn ihr so bleibt, wie ihr seid. Jesus hat das ganze Alte Testament, voll mit Geschichten, die er bringen könnte und er bringt ausgerechnet, wenn er mit den Pharisäern spricht, Männer von Ninive und eine Königin von Saba, als Leitbilder. Also, er reizt sie zur Eifersucht. Er bringt keine vorbildlichen Juden, die diesen Juden als Vorbild dienen sollten, sondern er bringt Menschen, aus nicht jüdischen Nationen, als Vorbilder des Glaubens.

Jesus, du hast so viele Möglichkeiten zu sprechen, du hast so viel in deinem Repertoire, dass du dir aussuchen kannst, wie du lustig bist; und du kommst ausgerechnet auf die Idee, Nichtjuden zu wählen, als Vorbilder für die Pharisäer, die damals sehr nationalistisch gedacht haben. Das ist irre. Nein, das ist scharfsinnig. Er reizt sie zur Eifersucht. Er sagt ihnen: Mit den Männern von Ninive und mit dieser Königin, die keine Jüdin war, eint mich mehr als uns. Das ist damals völlig verrückt gewesen. Was ist los mit Jesus? Menschen aus dem heutigen Irak, Ninive und eine arabische Königin, dienen als Vorbilder für diese selbstgerechten Heuchler. Das denkst du dir nicht aus. Und das erwartest du auch nicht.

Es muss den Pharisäern so in die Glieder gefahren sein, sie waren wahrscheinlich durch und durch perplex von dem, was Jesus gerade sagt. Aber diese, von denen du eigentlich nichts erwartest, diese waren damals willig, auf Gottes Propheten und Gottes König zu hören. Und Jesus macht ihnen klar, dass ihr Zustand deswegen so desaströs ist, weil in Jesus mehr als Jona und mehr als Salomo zu finden ist.

Jesus ist nicht nur ein kleiner Typ, von Anfang 30, der aufbegehrt, sondern er sagt, ihr kennt den großen Propheten [Jona] und ihr kennt auch den großen König [Salomo]. Meine Lieben, eure Situation ist richtig erbärmlich. Hier ist mehr. Ihr habt es mit dem Propheten aller Propheten und mit dem König aller Könige zu tun. Ihr erkennt es noch nicht. Aber deshalb ist euer Stand, eure Situation, so gefährlich, wenn ihr darin verharrt.

Jesus ist noch nicht fertig. Er wird jetzt in den nächsten Versen, Matthäus 12, 43 bis 45 weitersprechen. Und es ist wichtig, dass wir die Zwischenüberschriften in unseren Bibeln nicht immer mitlesen, denn wir denken manchmal, Jesus bricht jetzt das Thema ab und fängt etwas ganz Neues an. Es liest sich am Anfang auch wie ein abrupter Themenwechsel. Nächster Tag, neue Situation und er erzählt etwas Neues. Das hat ja gar nichts mit dem Vorherigen zu tun. Aber wenn wir ganz genau auf diese Verse schauen, dann sehen wir, dass sie direkt an das Geschehen von soeben anknüpfen. Und er erklärt ihnen eine Wahrheit und wendet sie auf ihre Situation an. Das macht Jesus immer wieder.

In Matthäus 12, den Versen 43 bis 45 lesen wir: Wenn aber der unreine Geist von dem Menschen ausgefahren ist, so durchwandert er dürre Orte, sucht Ruhe und findet sie nicht, dann spricht er: Ich will in mein Haus zurückkehren, aus dem ich herausgegangen bin. Und wenn er kommt, findet er es leer, gekehrt und geschmückt. Dann geht er hin und nimmt sieben andere Geister mit sich, böser als er selbst. Und sie gehen hinein und wohnen dort. Und das Ende jenes Menschen wird schlimmer als der Anfang. So wird es auch diesem bösen Geschlecht oder dieser bösen Generation ergehen. Ihr merkt an diesen letzten Worten, dass alles, was Jesus gerade erklärt hat, eine Lehrstunde in Dämonologie ist, also die Lehre von Dämonen. Das, was er dort erklärt, wendet er auf ihre Situation an. Warum spricht Jesus über Dämonen? Weil die ganze Situation aus einem Befreiungsakt entstanden ist, ein Mensch wurde, von einem Dämon befreit. Und Jesus sagt: Ich erzähle euch jetzt einmal, was soeben passiert ist. Diese geistlichen Prinzipien und diese Wahrheiten treffen auf euch zu. Was macht Jesus hier ab Matthäus 12, Vers 43? Er erklärt, was passiert, wenn ein Mensch von Dämonen befreit wird und dieser befreite Mensch dann keine Maßnahmen ergreift, um frei zu bleiben. Wir bekommen hier eine Wahrheit von Jesus gezeigt: Ich habe nun diesen Menschen befreit. Aber nur, weil du frei bist von Dingen, wenn sie dich verlassen haben, kannst du nicht die Hände in den Schoß legen und sagen, jetzt ist alles gut.

Dany Pokham sagt immer: Es gibt kein Vakuum, Leere wird immer gefüllt. Und wir müssen zusehen, wie wir die Leere in unserem Herzen füllen.

Was Jesus hier erklärt: Satan hat ein starkes Interesse daran, dich zu traktieren; der wird nicht einfach lockerlassen, wenn er davongejagt wurde. Dämonen werden nach einiger Zeit versuchen, wieder ihren Besitzanspruch geltend zu machen. Ich will wieder in dieses Haus, ich will dort hinein. Du bist mich losgeworden, aber ich sehe, deine Hände sind immer noch leer. Ich sehe, du hast das Falsche in deinem Leben losgelassen, aber du hast nicht das Gute ergriffen in deinem Leben. Und so mancher wundert sich, warum er dann wieder in schreckliche Zustände zurückfällt. Vielleicht liegt es daran, dass man sich nicht dem Guten zugewandt hat, sich mit dem Geist Gottes erfüllen lässt und im Gehorsam Gott gegenüber lebt. Aber wenn ich mich entscheide, weiterhin nur mein Leben zu leben, dann wird die Befreiung, die ich damals erlebt habe, für mich eine negative Konsequenz haben, weil es danach für mich schlimmer wird. Warum?

Der Dämon hat schon einmal erlebt, was es bedeutet, wenn er übertrumpft wird und er als der Schwächere gehen muss.

Wenn er wiederkommt, wird er sagen, ich habe gelernt aus dieser Situation und ich werde jetzt zusehen, mit noch stärkerer Kraft, Verstärkung aus dem Dämonenteam, dort hineinzugehen, damit mir das, das nächste Mal, nicht passiert. Das hört sich für uns vielleicht ein bisschen amüsant an, was Jesus da erzählt, so wie eine Märchenstunde. Aber das, was wir hier lesen: In einem weltlichen Krieg funktioniert das genau so. In der Kriegsführung funktionieren die Dinge so. Und Jesus sagt, es gibt eine geistliche Kriegsführung. Es gibt geistliche Kämpfe, es gibt geistliche Kriege um unsere Seelen.

Und er beschreibt, was diese Person betrifft; das ist sozusagen auch eine Lektion, der der Befreite wahrscheinlich gerade aufmerksam zuhört. Und er wendet das, was Wahrheit ist in der geistlichen Welt bei Individuen, diese geistliche Gesetzmäßigkeit wendet Jesus jetzt bei seinen Zuhörern an und sagt damit: Wenn diese Generation weiterhin Jesus hartherzig ablehnt, obwohl jeder Zeuge von seinem befreienden Wirken in Israel ist, wäre es besser gewesen, nie mit Jesus in Berührung gekommen zu sein.

Ich befreie Individuen, aber das, was ich bringe an Befreiung und an Errettung in diesem Land, ist ohne Beispiel. Und ihr seid alle Zeugen davon, wie ich hier aufräume. Das hat er auch sehr deutlich gemacht, als er in den Tempel gegangen ist und was tat? Alles Schlechte ausgekehrt hat. Die Tempelreinigung von Jesus, ihr könnt euch vielleicht erinnern, dass er sich eine Peitsche geknüpft hat, sich schön in die Ecke gesetzt, sich die Opfer herausgesucht hat. Diesen Tisch werde ich gleich zermalmen, und knüpft sich seine Peitsche. [Johannes 2,13 bis 16] Nichts mit Aktion im Affekt.

Jesus war nicht einfach impulsiv und hat gesagt, so jetzt machen wir mal Ramba Zamba, mir reicht es jetzt endlich. Kennt ihr so etwas aus der Erziehung? Nein. Niemals. Amen. Also, wer Erziehungstipps benötigt, dort auf der Flanke, ja. Jesus hat nicht im Affekt gehandelt. Jesus kommt in den Tempel und der sieht die Umstände. Dann setzt er sich erst einmal hin und knüpft sich seine Peitsche. Du bist gleich dran. Und du auch. Wohlgemerkt, er hat nicht die Leute ausgepeitscht, aber er hat die Tische umgeworfen und war nicht sehr freundlich. Er hat den Tempel gereinigt von dem ganzen Ballast, von dem ganzen Mist, der nicht dort hineingehört. Und er ist durchs Land gezogen und hat genau das gemacht. Jesus hat für Freiheit gesorgt.

Und er hat gesagt, hey Leute, in der geistigen Welt bei einem Individuum funktioniert das so. Da kommen die Mächte wieder und es wird schlimmer. Ich bin jetzt hier, aber wenn ihr weiter so hartherzig mir gegenüber seid, all das, was ich an Gutem bringe, an Gottes Botschaft, an Gottes Liebe, ich sage euch, wenn ihr weiter so resolut gegen mich seid, euch gegen mich wehrt, dann wird euer Leben kein Leckerbissen. Es wird heftig. Es wird heftig werden in eurem Land. Und wer ein bisschen die Geschichte von Israel kennt in den Jahrzehnten danach, weiß, es wurde nicht witzig. Zerstörung über Zerstörung.

Wir gehen gleich in die letzten Verse.

Was möchte Jesus hiermit sagen? Wisst ihr, Jesus kommuniziert hier mit sehr machtbewussten Menschen. Und ich würde auch sagen, mit Menschen, die gebunden sind an ihren religiösen Formen und Frömmigkeit. Ihre Traditionen sind so heilig für sie, die geben ihnen Sicherheit, die geben ihnen Status, die geben ihnen Akzeptanz, die geben ihnen Freundschaften, die geben ihnen Einfluss; mit diesen Leuten hat er es zu tun. Er sagt, jetzt komme ich und das, wonach ihr euch sehnt, ist, an euer religiöses Erbe festzuhalten, mit ganzer Kraft; das darf mir niemand wegnehmen. Und Jesus kommt, und das, was er hier bringt, ist eine Botschaft: Lass ab! Löse dich von deinem religiösen Erbe, denn dein religiöses Erbe bringt dir keine Freiheit. Warum hältst du das fest? Denn das, was du da festhältst, das kann dich nicht retten. Deine Herkunft, auf die du so baust, dein sozialer Stand spielen überhaupt keine Rolle. Deine Religiosität und dein Traditionalismus haben in Gottes Augen überhaupt keinen Wert. Du bist gerade konfrontiert mit mir, löse dich davon.

Und das ist eine Botschaft, auch wenn du kein Pharisäer des ersten Jahrhunderts bist, die auch heutzutage einige benötigen, die in ihren religiösen Zwängen stecken und sie nicht loslassen wollen, weil sie Angst haben, wenn ich das loslasse, dann habe ich nichts mehr. So mancher bleibt in seiner Stellung stehen, geht nicht auf Jesus zu, löst sich nicht von diesen Bindungen. Ja, er ist gefangen und er lebt daraus. Sein Lebenselixier ist die Luft, die er atmet; das Getränk, das er trinkt; das Essen, das er isst; das ist das, was ich bin und habe. Jesus kann nicht einfach um die Ecke kommen und mein religiöses Erbe, das ich habe und meine Traditionen, infrage stellen. Und Jesus sagt zu denen, die an ihrem religiösen Erbe festhalten, aber nicht an ihm: Wenn du darin bleibst, aber dies alles siehst; Zeuge davon bist, was ich wirken kann und wirken will, dann untermauerst du dein eigenes Schicksal. Löse dich von deinem religiösen Erbe.

Lass uns in den letzten Minuten noch in Matthäus 12, die Verse 46 und folgende lesen.

Wie irrelevant die ganzen Dinge, an die wir uns festhalten, die Maßstäbe, die wir uns setzen, in Wahrheit sind, macht Jesus in den nächsten Versen deutlich und zeigt, dass auch er sämtliche irdische Befindlichkeiten, die in uns hochkommen können, konsequent dem Reich Gottes unterstellt.

Matthäus 12, Vers 46 bis 48: Als er aber noch zu den Volksmengen redete, siehe, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen und suchten ihn zu sprechen. Und es sprach einer zu ihm, siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und suchen dich zu sprechen. Er aber antwortete und sprach zu dem, der es ihm sagte: Wer ist meine Mutter, wer sind meine Brüder?

Du kennst vielleicht diesen Text, deswegen verwundert dich dieses Wort nicht mehr, aber das, was Jesus hier sagt, ist wirklich Dynamit. Die Familie. Die Familie. Jesus, die Familie. Wir befinden uns gerade in der Antike, des ersten Jahrhunderts. Deine Mutter sucht dich zu sprechen, Jesus, deine Brüder. Wer ist meine Mutter, wer sind meine Brüder?

Also Jesus leidet hier nicht an kurzzeitiger Demenz, dass er nicht wüsste, wie seine Mutter heißt, wie sie aussieht und wer seine Brüder sind. Er weiß sehr wohl, wer in seiner Blutlinie ist. Wer ist meine Mutter, wer sind meine Brüder? Diese Worte Jesu sind angesichts der damaligen starken familiären Bindungen wirklich ein Schock. Jesus, du musst deine Eltern ehren. Du musst dich um deine Familie kümmern. Deine Familie hat hier gerade ein Bedürfnis. Deine Familie hat einen Wunsch. Deine Mutter braucht dich. Und Jesus, anstatt dem Folge zu leisten, wie man das damals erwartet hat, bleibt einfach in der Masse stehen und sucht noch nicht mal das Gespräch, sondern redet mit den Leuten, die um ihn herum stehen, weiter und fragt sie: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Das ist so krass.

Jesus stellt die Dinge auf den Kopf. Er ordnet alle Dinge neu ein. Er sagt davor, in Matthäus 10, Vers 37: Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Was Jesus hier sagt, das ist sehr, sehr schwer zu hören für die Leute in der damaligen Zeit.

Jesus, wir haben eben gerade bei den Pharisäern gemerkt, dass du es sehr weit treibst, dass dir diese Religiosität wirklich abgeht und du damit nichts zu tun haben möchtest, sondern nur den Willen Gottes im Blick hast. Aber jetzt geht es um deine Mama und um deine Geschwister. Was machst du, Jesus? Bist du wirklich bei klarem Verstand, dass du anfängst, diese Ordnungen neu zu sortieren? Ja, ganz genau, ich sortiere alles neu.

Aber könnte man nicht sagen, sie wollen nur seine Gegenwart suchen? Wollen sie nicht einfach Gemeinschaft haben mit ihrem Sohn und Bruder? Warum muss er sich unbedingt so querstellen? Warum ist Jesus solch ein Querulant?

Wir lesen in Markus 3, Vers 21, ein wenig von der Herzenshaltung seiner Familie zum damaligen Zeitpunkt. Das wird in diesen Worten nicht ganz so deutlich. In Markus 3, Vers 21 heißt es: Und als seine Angehörigen es hörten, gingen sie los, um ihn zu greifen, denn sie sagten, er ist von Sinnen. Maria, die Mutter und die Brüder von Jesus sind nicht gerade in dem Modus, dass sie sagen: Hip, hip, hurra, wir haben einen berühmten Sohn in dieser Stadt und wir sind voll auf seiner Seite. Sogar eine Maria war zum damaligen Zeitpunkt so: Das ist jetzt nicht sein Ernst, was er hier anstellt, oder? Es ist nicht sein Ernst, dass er wirklich jedes Machtgefüge infrage stellt? Sie haben gedacht, Jesus ist verrückt geworden. Diese Mutter hat Angst, ihren Sohn zu verlieren, in irgendwelchen Verschwörungstheorien, die ihr Sohn aufstellt. Und die Brüder denken, das ist doch nicht unser Bruder. Den müssen wir erst einmal packen und ihm eine ordentliche Kopfnuss geben. So, hier, du hast sie wohl nicht mehr alle. Wir dürfen die Dinge, in der damaligen Zeit, nicht glorifizieren. Auch Maria dürfen wir nicht auf ein Podest stellen, dass sie unantastbar wäre, keinerlei Vergebung und Korrektur bräuchte. Maria ist ein Mensch, so wie du und ich. Sie war ein sehr vorbildlicher Mensch und Gott hat sie massiv gebraucht. Danke, Jesus, dafür. Aber sie ist ein Mensch wie du und ich, auch mit Zweifeln wie du und ich und auch mit Fehltritten wie du und ich. Und sie hat gedacht, Jesus hat sie nicht mehr alle. Ihm sind die Sicherungen durchgebrannt. Das kannst du nicht machen. Her zu uns, nach Hause. Und dann werden wir miteinander ein klares Wörtchen wechseln.

Mich erreichen fast jede Woche Nachrichten von jungen Menschen. Und mit jung meine ich unter 40. Ich bin auch unter 40, deswegen muss ich die Latte immer so legen. Wenn ich eines Tages 60 bin, sage ich die jungen Menschen unter 65.

Junge Erwachsene, aber durchaus auch Leute in meinem Alter. Und ich bekomme ständig diese Frage: Wie weit muss die Ehre von Vater und Mutter gehen? Ein Mitte-30er schreibt mir: Mein Vater will von mir, dass ich dies und das tue und meine Mutter möchte von mir, dass ich dies und das unterlasse.

Verheiratete Personen, sie haben schon 320 Kinder gezeugt. Und die alten Eltern sagen, ich bin dein Vater, du musst darauf hören, was ich dir sage. Ich bin deine Mutter, du darfst dich nicht gegen meine Weisung stellen. Es sind so viele in diesem Land, ihr könnt es euch nicht vorstellen. So viele in diesem Land, die von ihren familiären Machtstrukturen so eingenommen sind, dass sie nicht in der Lage sind, in Freiheit zu handeln. Vielleicht widersetze ich mich ja tatsächlich einem Gebot Gottes und ich muss in allem meinem Vater gehorchen und ihm gefallen. Er ist schließlich mein Vater. Egal, wie alt ich bin, ob ich schon selbst Kinder gezeugt habe und in einem ganz anderen Land lebe, wenn mein Vater etwas sagt, dann muss ich springen.

Jesus hat gesagt, wer ist meine Mutter, wer sind meine Brüder?

Wenn es Dinge gibt, die Eltern von uns wünschen, dann dürfen sie es gerne sagen. Aber ob ich, als mündiger, erwachsener Mensch, nach diesen Wünschen handle, das hat zuallererst Jesus zu entscheiden. Wird mir hier etwas verwehrt, wozu Jesus mich beruft, wozu er mir eine Freiheit gegeben hat? Wollen meine Eltern mich wieder unter eine Knechtschaft bringen, von der Jesus mich freigemacht hat? Dann darf ich das hören, was meine Eltern sagen und mit Respekt sagen, du bist nicht mein Meister, du bist nicht mein Herr, du bist nicht mein König und nicht mein Gott; ich folge Jesus. Ich respektiere deine Sicht, respektier du auch meine.

Wisst ihr, das Gewissen, das persönliche, individuelle Gewissen, was jeder von uns hat, wird in der Bibel sehr hoch geschätzt. Es wird sehr stark geschützt und wenn du als Vater oder als Mutter deine älter werdenden Kinder, die einmal in Eigenständigkeit kommen, in einer Weise manipulieren willst, dass sie sogar ihr ureigenes Gewissen brechen müssen, um deinem Gewissen zu folgen, dann hast du ein Problem. Dann vergreifst du dich an sie. Gott hat dem Menschen eine Würde gegeben. Er hat dem Gewissen, dem individuellen Gewissen, einen Wert gegeben. Und du hast nicht das Recht, deinen eigenen Kindern, wenn sie mündig sind und auf eigenen Beinen stehen, vorzuschreiben, was sie zu denken, zu tun oder zu lassen haben.

Ihr kennt das Wort aus Sprüche 22, Vers 6: Erziehe den Knaben seinen Weg gemäß, also in jungen Jahren erziehen, er wird nicht davon weichen, auch wenn er älter wird. Kennt ihr dieses Wort? Eltern mit kleinen Kindern lesen das und denken, ja, Herr, bitte, lass es wahr werden. Einige lesen das und denken, das ist ein ultimatives Versprechen. Wenn ich in meinem Kind guten Input gebe, dann ist es eine unbedingte Verheißung, dass auch mein Kind den Weg nicht verlassen wird und auf diesem Weg bleibt.

So funktioniert die Weisheitsliteratur in der Bibel nicht.

Wenn wir die Sprüche lesen, dann geht es um allgemeine Prinzipien, allgemeine Wahrheiten. Aber es gibt auch immer Situationen, die von der allgemeinen Regel abweichen. Wer hat schon mal Söhne oder Töchter erlebt, die von der Spur der Eltern abweichen? Nur einige. Ihr habt es schlecht gemacht. Du wolltest doch Erziehungstipps geben.

Hier geht es um ein allgemeines Prinzip. Die Erziehung ist nicht egal. Dein Input ist nicht egal. In der Regel, wenn es guter Input ist und dein Kind gescheit funktioniert im Kopf, wird es reflektieren und sagen: Hey, darin waren gute, weise Dinge, danach richte ich mich.

Dieser Vers funktioniert nicht so: Erziehe deinen Knaben und wenn er älter wird, stellst du weiterhin sicher, dass er deiner Erziehung folgt. Das sagt der Vers nicht, dass auch du als Vater oder Mutter dann dafür Sorge trägst, den werde ich brechen. Und dieses Brechen passiert so häufig. Natürlich nicht physisch, auch das passiert; aber bei erwachsenen, jungen Leuten oft auf psychischer Ebene und geistlich; dich breche ich und ich zeige dir, wenn du mir nicht folgst, was das für dich zu bedeuten hat.

Mein Herz blutet, wenn ich die Berichte lese von jungen Leuten, die in solch einer Not sind, wenn es darum geht.

Dieser Vers, den ich gerade gelesen habe, der zeigt uns, dass junge Kinder unsere Erziehung benötigen. Aber wenn dein Kind älter geworden ist, davon spricht dieser Vers, und selbstständig wird, steht dieses Kind in Eigenverantwortung.

Und Jesus bricht hier eine Lüge der damaligen Zeit, die sich aber noch bis ins 21. Jahrhundert nach Deutschland weitergetragen hat. Ich muss in allem hörig sein, koste es, was es wolle, auch wenn ich mein eigenes Gewissen und meine Treue zu Gott und zu meiner Familie übergehen muss. Wer hat dir das gesagt? Jesus sagt, wer ist meine Mutter? Wer sind meine Brüder? Weil er gesehen hat, die Bewegung, die Motive in diesen Herzen, die haben nur zum Zweck mich gefügig zu machen und in ihrer Spur zu lenken, aber das bringt mich von meinem Auftrag weg. Und deswegen sagt er, diese Bindungen, nicht die Beziehung ist passé, sondern diese Bindung, diese Fesselung, diese Knebelung zu meinen Eltern und zu meiner Herkunftsfamilie, die darf mich nicht kontrollieren und die darf mich nicht bestimmen, wenn es darum geht, Gott treu zu sein. Alles muss unter die Herrschaft Gottes gestellt werden; egal, wie groß sich einige tun und egal, womit sie dir drohen. Denn oft und das ist das Perfide an geistigem Missbrauch, in der Familie, es wird damit gedroht, Liebe zu entziehen, Gemeinschaft zu entziehen und was passiert, wenn du eine solche Familienbande hast, das ist dein Ein und Alles; hier findet alles statt, dein ganzer Alltag ist durchwoben von deiner Sippschaft, alles, was du bist, alles, was du anziehst, alles, was man denkst, alles, was man liest, alles, was man konsumierst, alles wird miteinander geteilt und man tust gut daran, sich nicht an diese Regeln zu vergreifen; ansonsten bringst du das Gleichgewicht und die Harmonie in Gefahr.

Boah ey, so etwas gibt es in christlichen Kreisen, ich könnte kotzen, dazu muss man nein sagen. Auf solch eine Liebe verzichte ich gerne. Ich weiß, es ist hart, aber auf solch eine Liebe, die auf solchen ekeligen Bedingungen gründet, solch eine Liebe brauche ich nicht. Jesus auch nicht. Und deshalb sagt er hier: Meine Jünger, wir sind ein Herz und eine Seele. Ja, ich bin bereit, dass mir da etwas abhanden geht, aber Gott schafft Ersatz. Gott gibt mir Gemeinschaft mit Menschen, die es gut mit mir meinen, die mit mir sind und die bereit sind, den Weg Gottes zu gehen und nicht dieser Welt oder irgendwelchen gesetzten Maßstäben zu gefallen.

Ihr merkt, wie Jesus hier alles auf den Kopf stellt. Jedes System, was sich gegen die Herrschaft Jesu stellt, wird radikal niedergerissen. Und unsere Prioritäten und Abhängigkeiten werden völlig neu geordnet. Und auch, so mancher unter uns, muss seine familiären Bindungen und Fesseln lösen, muss sie abschneiden. Es geht nicht darum, Beziehungen zu beenden und nicht mehr die Nähe zu suchen, das ist nicht das, was ich sage, sondern sich die Frage zu stellen, wem gehört meine maximale Loyalität?

Wem gehört meine Treue und wem möchte ich in diesem Leben gefallen? Für wen lebe ich?

Und wenn wir Kinder zeugen, wenn wir Kinder gebären, dann zeugen wir sie nicht, dass sie für uns leben, dass sie uns gefallen, dass sie unsere Bedürfnisse befriedigen, besonders als Christen. Als Christen bringen wir Kinder in diese Welt, damit sie Gott kennenlernen und ihn bekannt machen und unter seiner Herrschaft leben. Ist das leicht als Eltern? Weiß Gott nicht! Aber wenn wir es nicht tun, wird es ein böses Ende nehmen, für uns und für unsere Kinder.

Wir müssen jetzt zum Schluss kommen. Ich wollte eigentlich nicht so lange auf diesem Punkt bleiben.

Aber Jesus hat allen recht … ich kann schon nicht mehr reden, aber er hat recht dazu, so zu handeln.

Habt ihr gehört, mit wem wir es zu tun haben? Er ist größer als Jona, er ist größer als Salomo und das ganze 12. Kapitel im Matthäus-Evangelium, ist durchwoben von einer Selbstoffenbarung Jesus, wer er ist. Ich erinnere euch: Er sagt nicht nur, er ist größer als Jona, er ist nicht nur größer als Salomo, er ist auch größer als der Tempel. Er ist der verheißene Menschensohn, er ist der Herr des Sabbats, er ist der versprochene Gottesknecht und er ist der angekündigte Sohn Davids.

Das 12. Kapitel ist voll von dem, wer Jesus ist. Aber das 12. Kapitel endet nicht bloß mit einer breiten Offenbarung darüber, wer Jesus ist. Wenn wir in das Licht Gottes gestellt werden, dann stellt sich auch immer die Frage, auch hier im 12. Kapitel: Wenn das über Jesus wahr ist, wer bist du? Und somit endet das 12. Kapitel auch mit einer Einladung in seine Gefolgschaft zu kommen.

Wir lesen diese Verse und machen dann Schluss, Matthäus Vers 49 und 50: Und er streckte seine Hand aus über seine Jünger und sprach, siehe da, meine Mutter und meine Brüder, denn wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter. Und das finde ich so hervorragend. Jesus ist wichtig, dass wir groß erkennen, wer er ist. Aber das reicht Jesus nicht. Wenn wir in dieses Licht hineingestellt werden, dann sollen wir erkennen: Wer sind wir eigentlich zu diesem Jesus?

Und so endet dieses Kapitel mit einer Einladung. Folge mir nach. Sei ein wahrer Bruder, eine wahre Schwester, eine wahre Mutter, sei wirklich wahre geistliche Familie und dazu lädt uns Jesus ein und viele sind schon diesem Ruft gefolgt, wir werden gleich Abendmahl miteinander feiern und diese Wahrheit bekräftigen. Einige unter uns sind diesem Ruf noch nicht gefolgt, hörst du, wer Jesus ist? Folge ihm nach, komm zu ihm. Er streckt seine Hand aus zu seinen Jüngern und unter seinem Arm ist noch ganz viel Platz.

Amen

 

Bibelstellen:

Matthäus 12,38–50; Matthäus 12, ab Vers 22; Matthäus 16,1; Markus 8,11; Markus 16,17; Apostelgeschichte 4,30; Jona 1,1ff; 2. Könige 9, 1–2; Johannes 2,13-16; Matthäus 10,37; Markus 3,21; Sprüche 22,6