29. März 2024

Das Kreuz ist der Thron des Königs

Das Kreuz ist der Thron des Königs

Bibeltext: Markus 15,1-1

 Ja, wir haben gerade Worte aus Markus 15 gehört: Jesus wird angeklagt, es werden falsche Beschuldigungen über ihn gemacht, sein Weg zum Kreuz wird gebahnt und es wird eingefordert, dass er das Kreuz besteigen soll. Und ich halte es für sehr beachtenswert, wie Jesus reagiert, mit welcher Souveränität und Ruhe Jesus in dieser Szene bleibt.  

Nicht alle haben es mitbekommen, aber vor dem Gottesdienst hatten wir hier erhebliche technische Schwierigkeiten; einige haben es mitbekommen, dass wir die Lied-Folie nicht hatten, wir hatten einige Probleme und vielleicht kennt ihr das, du hast etwas vor und dann kommst du unter Druck und man wird ganz wuschig, die Techniker kennen das gut, und dann schaltet es bei einem aus. Wir kommen so schnell bei Kleinigkeiten in Unruhe.  

Und jetzt widmen wir uns in Markus 15 dem, weswegen wir hier sind. Wir schauen uns an, wie Jesus unterwegs war und merken, er hatte keine technischen Probleme; darüber lacht Jesus nur, das passiert und das vergeht auch wieder. Womit Jesus hier konfrontiert ist, menschlich gesehen gibt es keine Chance, da souverän hindurchzugehen; aber Jesus geht mit einer Art und Weise durch diese Szene, die ihm alles abverlangen wird; – er geht da hindurch wie ein König. In Markus 15, Verse 1 und 2 haben wir Folgendes gelesen: Und am frühen Morgen fassten die Hohen Priester mit den Ältesten und Schriftgelehrten und dem ganzen Hohen Rat sogleich einen Beschluss, und sie banden Jesus und führten ihn weg und überlieferten ihn dem Pilatus. Und Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er aber antwortete und spricht zu ihm: Du sagst es.  

Wenn du deine Bibel dabeihaben solltest, dann wirst du merken, du kannst nicht mehr viel blättern, dann endet das Markus-Evangelium. Wir befinden uns am Ende dieses kurzen Buches, das nur 16 Kapitel hat. Wenn du an den Anfang des Buches gehst, siehst du, dass Jesus bereits auf den ersten Seiten des Markus-Evangeliums deutlich gemacht hat, dass mit ihm eine neue Ära beginnt, und zwar war das, in seiner Antrittsrede: Gottes Königreich bricht durch mit mir; das ist der Anspruch, den Jesus hat. Gottes Königsherrschaft kommt und sie ist personifiziert in mir, ich bin der versprochene König, der kommen soll. Es ist schon bemerkenswert, dass Jesus das am Anfang des Markus-Evangeliums sagt und wir erst ins 15. Kapitel kommen müssen, um zu hören, dass es aus dem Mund von anderen kommt: Sag mal, bist du eigentlich der König der Juden? Wir sehen hier im Markus-Evangelium eine große Klammer, Jesus kündigt etwas an, er hat einen Anspruch, den er geltend machen möchte: Ich bin der Regent, ich bin der Herrscher, ich bin der, der versprochen wurde; und erst gegen Ende dieses Buches, wo man meinen sollte, jetzt ist alles vorbei, jetzt neigt sich alles dem Ende zu, kommt jemand anderes und fragt: Sag mal, hältst du dich tatsächlich für den König, für den König der Juden? Und Jesus bestätigt es mit den Worten: Du sagst es. Du sagst es – und er nimmt den Königstitel ganz ungeniert an.  

Und das hat auch einen Grund, wir haben gerade gehört, es wurde versprochen, es wurde versprochen, dass ein König kommen soll. Wenn wir zum Beispiel bei den alttestamentlichen Propheten viele Jahrhunderte vorher lesen, dann sehen wir, dass in Israel diese Hoffnung bestand, dass ein König kommt und dieser König soll Jesus sein. Wir lesen Jeremia 23, die Verse 5 bis 6: Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, da werde ich dem David einen gerechten Spross erwecken. Also einen rechtmäßigen Nachkommen von König David wird erweckt werden. Der wird als König regieren und verständig handeln und Recht und Gerechtigkeit im Land üben. In seinen Tagen wird Juda gerettet und Israel in Sicherheit wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: Der HERR, unsere Gerechtigkeit. Da soll jemand kommen, auf dem die Hoffnung liegt, das Versprechen Gottes; derjenige, der Hoffnung, der Rettung, der Sicherheit bringen wird, er wird regieren und er wird für Recht und Gerechtigkeit sorgen. 

Und jetzt in Markus 15 kommen wir endlich dazu, dass es Worte von anderen gibt, die sagen: Jesus, bist du tatsächlich der König? Jesus antwortet: Du sagst es, du sprichst Wahrheit, du hast es gerade gesagt und ich nehme das an. 

Jetzt ist es so: Wenn man als König betitelt wird und die Königswürde verliehen bekommt, dann braucht es ein anderes Szenario dafür, nur nicht das. Also, wenn du von anderen als König erkannt wirst, was erwartest du, was dann passiert? Heute Morgen haben wir gehört, dass es zwei Geburtstagskinder unter uns gibt. Wenn man weiß, es hat jemand Geburtstag, dann haut man nicht darauf, sondern als Geburtstagskind erwartet man: Ihr könntet mir schon gratulieren, wenigstens einmal lächeln, wenn ihr es zuvor vergessen habt und erinnert werden musstet. Man erwartet schon, dass man entsprechend begrüßt wird. Einige legen darauf hohen Wert; ich habe Geburtstag. Kennt ihr das, wenn man Geburtstag hat, dann geht man durch den Laden und denkt, wenn die alle wüssten, dass ich heute Geburtstag habe. Und dann triffst du Freunde oder kommst in die Gemeinde; na haben sie auch daran gedacht, dass ich Geburtstag habe? – Wehe, wenn nicht. 

Und Geburtstag, mal ehrlich – Gott segne euch, liebe Geburtstagskinder – kommt und geht, jedes Jahr; aber zum König gekrönt wird man nur einmal – und niemand von uns. Und Jesus kommt hier zu seiner Königswürde, aber wo ist der ganze Jubel, wo ist der Ruhm, wo ist die Ehre, die eigentlich … Pilatus fragt ihn; du sagst es, ich bin tatsächlich der König der Juden. Jetzt sollte es bei allen Leuten klingeln: Er ist also der, auf den wir warten; der das tut, was wir uns so sehr erhoffen, dass jemand hier einmal Klartext spricht, dass jemand die ganze Unordnung, das ganze Chaos aufräumt und für gesunde, gute Verhältnisse sorgt und Gottes Königsherrschaft sich zeigt in unserem Leben. 

Jetzt sollten alle ihre Fanfaren herausbringen, ihre Zimbeln, ihre Trommeln, ihre Gitarren und sollten Musik machen; sie sollten sich freuen, sie sollten Jesus anbeten. 

Was bekommt Jesus an dem Tag, wo er den Königstitel verliehen bekommt, statt einer Krone bekommt er Dornen auf den Kopf gesetzt, statt ein Zepter in der Hand zu halten, wird er mit dem Rohrstock geschlagen, statt, wie es damals üblich war, Könige mit Öl zu salben, als Zeichen der besonderen Gegenwart Gottes, wird Jesus tatsächlich gesalbt, aber nicht mit Öl, sondern mit Speichel, wird er bedeckt. Es gab Rufe in dieser Szene, als Jesus zum König erkoren wurde, aber diese Rufe waren keine Lobgesänge, sondern es war Spott und Hohn; Rufe, die lauteten: Kreuzige ihn! Kreuzige ihn! Das waren die Lobgesänge, die der König gehört hat. Der Thron, den er bestieg, war nicht golden, sondern hölzern – es war das Kreuz. 

Verse 3 bis 5: Und die Hohen Priester klagten ihn vieler Dinge an. Pilatus aber fragte ihn wieder und sprach: Antwortest du nichts? Siehe, wie vieles sie gegen dich vorbringen! Jesus aber antwortete gar nichts mehr, sodass Pilatus sich wunderte. Pilatus ist erschrocken, er hat nicht gedacht, dass die Szene so weitergehen wird. Wenn Jesus so beschuldigt wird und er tatsächlich der Meinung ist, dass er der König der Juden, der versprochene Messias und Retter ist, dann wird er doch wohl handeln; denn so, wie Jesus jetzt reagiert, passt nicht mit dem überein, was man eigentlich von diesem König erwartet hat. Jesus ist offensichtlich unschuldig und deswegen lesen wir hier, dass Pilatus völlig verwundert ist. 

Hieß es nicht in Jeremia 23, haben wir da nicht gerade gelesen, der König wird regieren? Er wird verständig handeln, also er weiß, was er tut. Das kann man über unsere Regierung nicht immer sagen. Aber vom König der Juden erwartet man, er wird verständig handeln, er wird Recht und Gerechtigkeit durchsetzen. Ist das, was Jesus jetzt hier tut, oder was er unterlässt, nicht alles andere als Gerechtigkeit? Pilatus denkt: Jetzt hast du einmal die Möglichkeit zu zeigen, was Gerechtigkeit ist und du lässt das alles fahren? Das, was sie gegen dich vorbringen, ist völliger Käse und du lässt das einfach über dich ergehen? Wo ist die Gerechtigkeit? Wo ist das Recht? Ist es nicht eine extrem dumme Weise, mit falschen Beschuldigungen umzugehen, so wie Jesus es hier tut? 

Und die nächsten Verse werden uns zeigen, dass Jesus tatsächlich zur Gerechtigkeit verhelfen wird, aber das wird nicht durch einen goldenen Thron erfolgen, sondern es wird durch den Thron geschehen, den er am Kreuz finden wird. Wir lesen die Verse 6 bis 15: Zum Fest aber pflegte er ihnen einen Gefangenen loszugeben, wen sie sich erbaten. Es war aber einer, genannt Barabbas, mit den Aufrührern gefangen, die in dem Aufstand einen Mord begangen hatten. Und die Volksmenge ging hinauf und fing an, ihn zu bitten, dass er tue, wie er ihnen bisher getan hatte. Pilatus aber antwortete ihnen und sprach: Wollt ihr, dass ich euch den König der Juden losgebe? Denn er wusste, dass die Hohen Priester ihn aus Neid überliefert hatten. Die Hohen Priester aber wiegelten die Volksmenge auf, dass er ihnen lieber den Barabbas losgebe. Pilatus aber antwortete wieder und sprach zu ihnen: Was soll ich denn mit dem tun, den ihr den König der Juden nennt? Sie aber schrien wieder: Kreuzige ihn! Pilatus aber sprach zu ihnen: Was hat er denn Böses getan? Sie aber schrien über die Maßen: Kreuzige ihn! Da aber Pilatus der Volksmenge einen Gefallen tun wollte, gab er ihnen den Barabbas los und überlieferte Jesus, nachdem er ihn hatte geißeln lassen, damit er gekreuzigt wurde. 

Die ganzen Anschuldigungen sind im Raum; Jesus schweigt und dann findet in dieser ganzen Szene ein merkwürdiger Wechsel statt; es geht nicht mehr alleine um Jesus und das, was er durchleidet, sondern auf einmal kommt eine neue Person aufs Parkett, auf die Bühne, eine Person, die bis dahin gänzlich unbekannt ist. Und man kann sich fragen, und vielleicht hast du dich das schon einmal gefragt: Warum erzählt uns der biblische Text eigentlich von der Person Barabbas? 

Also, wenn die biblischen Texte uns Dinge von den Jüngern, Petrus, Johannes und wie sie alle heißen erzählen, dann ist das von Interesse, weil wir diese Leute irgendwie kennen, wir haben sie in der Geschichte von Jesus kennengelernt und es ist interessant, wie sie reagieren. Doch jetzt wird hier eine Person aufgeführt und es scheint, als wenn der Textverlauf unterbrochen wird. Warum ist es für uns wichtig zu wissen, was Barabbas hiermit zu tun hat? Diese Person kam vorher nicht vor und wird auch im späteren Verlauf keine Rolle mehr spielen; sprich, du wirst nie wieder etwas von Barabbas lesen. Das Einzige, was wir von diesem Menschen wissen, dass er überhaupt existierte, finden wir hier an dieser Stelle, in diesem Moment der Kreuzigung von Jesus oder seiner Anklage. Was soll diese Unterbrechung durch Barabbas? 

Pilatus steht auf der Plattform mit diesen beiden Männern, er hat Jesus zu der einen Seite und Barabbas zu der anderen Seite und er wagt hier einen Vergleich, der vollkommen absurd ist und jeder weiß, dass dieser Vergleich zwischen diesen beiden Personen nicht passt, der König der Juden einerseits und der Verbrecher andererseits. 

Was haben wir bei Barabbas? Barabbas möchtest du nicht in deiner Nähe haben. Barabbas ist ein sehr gefährlicher Mann. Barabbas ist nicht nur einfach bei Rot über die Ampel gefahren – und das ist gefährlich; das ist kein Kavaliersdelikt. Wenn du heute hier hinausgehst, bitte halte dich an die Straßenverkehrsordnung. Doch bei Barabbas haben wir es mit einem Räuber, mit einem Gewaltverbrecher zu tun, er ist ein Rebell, ein Aufrührer und er sitzt wegen Mord und deswegen ist er zu Recht weggesperrt; du willst keinen Mörder frei herumlaufen sehen in unserer Gesell-schaft. Du würdest nicht auf die Idee kommen, einen Barabbas als Nachbarn haben zu wollen; wenn du eins möchtest, dann ist es das, dass derjenige, vor dem man Angst haben muss, vor dem du Kinder und Frau beschützt, bitte weggesperrt werden soll; so einer ist Barabbas. Dieser Mann verdient es, verurteilt zu werden; dieser Mann verdient, dass er festgekettet ist und dieser Mann verdient auch den Tod für das, was er getan hat, denn das ist genau das, was die Bibel fordert, dass unsere Sünde, die wir begehen, uns einen Lohn gibt, und zwar den Tod. Barabbas ist keiner, der sagen könnte: Na, ja, man sollte schon Erbarmen mit mir haben. Nein, für das, was er getan hat, muss dieser Mann die Rechnung begleichen. 

Und was hat dagegen Jesus getan? Was kann man ihm vorwerfen? Jesus, du hast geheilt; Jesus, du warst barmherzig, du hast Kinder geliebt, mit Frauen bist du gut umgegangen, Jesus. Jesus hatte ein offenes Ohr für die Ausgestoßenen; Jesus hat bei Ungerechtigkeit seinen Mund nicht verschlossen; Jesus war für die Unterdrückten da und hat Menschen wertgeschätzt, die verachtet wurden. 

Und Jesu Feinde sehen das und fangen an, die Menge aufzuhetzen, aufzustacheln und sie brüllen und schreien und rufen: Barabbas! Barabbas! Barabbas! Diesen Mann wollen wir, diesen Barabbas. Wir wissen nicht, was in Barabbas in dieser Situation vorging. Ich kann mir nur vorstellen, was mit Barabbas in dieser Situation los war; er wusste, ich habe keine Chance, ich bin ein Mörder, mich wird niemand haben wollen. Und ganz unverhofft ist er in einer Situation, in der er ständig seinen Namen hört. Wen wollt ihr frei haben? Rufen die gerade mich? Die rufen mich, die meinen mich, die wollen mich frei sehen, die wollen mich unter sich wissen; sie wollen, dass ich aus der Isolation herauskomme und wieder in die Gemeinschaft, in die Gesellschaft hineingeführt werde, ich höre meinen Namen, mein Name wird gerufen und es ist schön, wenn man seinen eigenen Namen hört, oder? Es ist schön, wenn der eigene Name laut gerufen wird und man Ehre bekommt; jeder freut sich darüber, du wirst dich auch darüber freuen, wenn du in solch einer Situation bist und dann wird dein Name gerufen: Barabbas! Barabbas! Vielleicht denkt er, womöglich habe ich doch Sympathie in dieser Bevölkerung, möglicherweise sind sie doch für mich, vielleicht sehen sie mich nicht als so schlimm an, denn sie wollen ja mich. 

Eines ist sicher: Niemand in der Menschenmenge, der diesen Namen gerufen hat, hat ein Herz für Barabbas; niemand hatte diesen Mann geliebt; sie haben diesen Mann gerufen, weil sie Jesus gehasst haben und sie wollten alles, aber nicht diesen Jesus. Niemand hat sich für Barabbas interessiert; niemand hatte ein aufrichtiges Erbarmen oder Mitleid mit diesem Barabbas. Niemand dort hat eine aufrichtige Liebe für Barabbas verspürt; Barabbas ist noch immer isoliert; da ist niemand, der ihn liebt, niemand, der für ihn eintritt; niemand, der sich für seine Sache und für seinen Fall wirklich aufopfern würde. 

Doch tatsächlich gibt es eine Person, die sich für Barabbas interessiert, aber das ist keine Person aus der Volksmenge, die seinen Namen ruft, vielmehr, diese Person steht auf derselben Plattform, es ist Jesus. Jesus ist der eine, der sich für Barabbas interessiert; das ist auch der Grund, warum Jesus schwieg; das ist auch der Grund, warum Jesus sich nicht selbst verteidigte. Jesus wollte auf dieser Plattform neben Barabbas stehen, denn Jesus hat Barabbas wohlwollend im Sinn; Jesus ist derjenige, der Barabbas liebt. Er ist der Einzige von all denen, die sich auf dieser Plattform befinden oder vor der Plattform stehen und Barabbas rufen. 

Als ich über diese Szene nachdachte, wie Jesus und Barabbas auf dieser Plattform stehen, erinnerte ich mich an eine Sendung eines deutschen Comedians; er hat seine Witze erzählt und die Leute belustigt. Dann tat der Comedian etwas Gewagtes; er hat in die Menge gefragt: Gibt es vielleicht jemanden, der etwas sagen möchte? Ich dachte, das ist jetzt ein schlechter Witz, oder? Mitten in einer Riesensendung, das Stadion gefüllt, fragt er: Möchte jemand etwas sagen und er meinte das ernst. Es kam tatsächlich jemand nach vorn und ich dachte: Das kann nicht gut gehen. Kennt ihr solche Momente, in denen man denkt: Ah, das ist keine gute Idee. Diese Person kam nach vorn, natürlich total aufgeregt und sie standen da und es hatte ein wenig den Charakter, wie wir es manchmal aus Gottesdiensten vom Zeugnis geben kennen. Die Person wollte etwas sagen und sie hat erzählt, wie dankbar sie für seinen Einsatz ist und hat ihn in hohen Tönen gelobt und sagte: Du hast mich durch den Dreck hindurchgetragen, du hast mich getröstet, als es mir richtig schlecht ging, du hast nicht nur Witze gemacht, sondern es hat mich auch berührt und hat mir Kraft gegeben. 

Ich dachte: Okay, etwas schmalzig, aber okay; das kennen wir vielleicht alle, wir hören ein Lied, denken: Hey, das gibt mir wieder Freude, wir schauen vielleicht eine Comedysendung und merken: Okay, ich habe wieder Freude. Keine Ahnung, was der Mann dort erlebt hat, doch auf jeden Fall war er sehr dankbar. Er war sehr dankbar für das, was dieser Comedian anscheinend bewirkt hat in dem Leben des Menschen; und das mag auch alles richtig sein, mag sein, dass er das auch so erlebt hat; und wir können auch auf Dinge zurückverweisen, wo wir gesagt haben: Dies oder das hat mir geholfen, das hat mich motiviert, das hat mir wieder Perspektive gegeben.  

Und ich habe mir diese Szene vorgestellt, wie die beiden auf der Bühne stehen, der Comedian und sein Zeuge, sein Jünger, der ihm so dankt und habe über die Situation nachgedacht, in der Jesus mit Barabbas auf der Plattform steht und denke mir: Das mag zwar alles richtig sein, dass wir aus allen möglichen Dingen Kraft schöpfen können, aber was Barabbas hier erlebt hat, ist etwas, das kein Comedian dieser Welt auslösen kann, das dir keine Kunst geben kann. Alles, was wir irgendwie erleben können, das uns auch Kraft und Freude gibt in diesem Leben, es mag richtig sein, dass uns das für den Moment etwas gibt, aber das, was Jesus hier tut, ist weitaus mehr als das.  

Ich saß da und habe diesen Mann beobachtet, welche Dankbarkeit er hatte und dachte: Ja und das ist alles(?), damit gibst du dich zufrieden(?), das ist ja schön und gut und ich möchte dir das auch nicht wegnehmen, aber ich bin dankbar, dass wir in Jesus eine Person haben, die weitaus mehr gibt, als irgendein Mensch uns für einen Augenblick geben kann. Ja, es ist richtig, dass uns Jesus auch trösten möchte, das ist es, was er wirklich will; Gott möchte uns trösten, Gott möchte uns aufrichten, Gott möchte uns auch in unseren Emotionen begegnen und uns dort aufhelfen; aber das alles reicht nicht, Jesus möchte weitaus mehr als das, Jesus möchte Barabbas nicht einfach nur Mut zusprechen, sodass er sagt: Oh Jesus, das, was du da einmal gesagt hast, das hat mir für den Tag Kraft gegeben. Das ist zu wenig: Wir finden auf dieser Plattform keinen Comedian und seinen Fan, sondern wir finden hier den Retter der Welt und einen Verbrecher. Und Jesus schweigt und hält diese Sache aus. Warum(?), weil er das Todesurteil von Barabbas abwenden möchte und das ist etwas, was sonst niemand tun kann und deshalb ist das, was wir bei Jesus sehen, so viel größer. Jesus schweigt, weil er Barabbas am Leben erhalten möchte und er möchte hier ein Beispiel setzen, ein Exempel statuieren, dafür, was das Evangelium im Wesen bedeutet: Ich möchte nicht, dass ihr zu Tode kommt und deswegen setze ich mich für euch ein.  

Der König regiert, der König handelt verständig, er weiß, was er gerade tut und auch wenn es nicht so aussieht, dass er sich für Recht und Gerechtigkeit einsetzt, er tut genau das; er verhilft Barabbas zu wahrer Gerechtigkeit, indem er sagt: Das, was dir droht, das nehme ich auf mich und gebe dir das, was ich habe: Freiheit. Dafür hat Jesus als König das Kreuz zum Thron erwählt. Wir haben am Anfang des Gottesdienstes aus Johannes 3, den Vers 16 gelesen: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab. So hat der Vater im Himmel seine Liebe gezeigt, dass er Jesus die Strafe von Barabbas anrechnet, die er, Jesus, nicht begangen hat, damit er Barabbas seine Gerechtigkeit schenken kann, die dieser nicht aufgebracht hat, sondern die ihm geschenkt wurde, von Jesus verliehen. Jesus ist derjenige, der nur ein Wort sprechen müsste und er wäre frei; aber stattdessen schweigt er und die saubere Weste, die Jesus hat, legt er freiwillig ab und gibt den Mantel seiner Gerechtigkeit dem Barabbas und nimmt zum Tausch seinen Platz ein und sagt damit: Genau das ist die Gerechtigkeit Gottes, ein heiliger Tausch. Das, was dich verdammt und verurteilt, nehme ich auf mich. Der gerechte Preis wird bezahlt und den bezahle ich für dich, damit du frei bist und mit einer weißen Weste herausgehst. 

Das ist das ganze Dilemma, was die Menschen damals mit Jesus erlebt haben; sie sind nicht schlau daraus geworden, warum er diesen Weg geht. Vielleicht können sich einige erinnern, dass es einen Moment gab, wo sich Jesus, ganz zu Anfang seines öffentlichen Wirkens, hat taufen lassen. Matthäus 3,14 bis 15. Die Taufe, ein Ruf, sich dazu zu bekennen: Ich bin nicht sauber, ich bin nicht gerecht, ich brauche Vergebung; und nun kommt Jesus zum Wasser und sagt: Ich melde mich auch an zur Taufe. Johannes sagt: Das geht nicht. Jesus antwortet: Doch, wir müssen die Gerechtigkeit Gottes ganz genau erfüllen. Jesus erniedrigt sich, er nimmt unser Niveau an und zeigt damit, was seine Königswürde ausmacht; er geht in den Staub und lässt sich so tief fallen, wie wir fallen können. Ist dir bewusst, dadurch, dass Jesus mit Barabbas zusammen auf dieser Platte steht, gibt es nichts in deinem Leben, womit Jesus nicht fertig werden würde? Wir haben so manches auf dem Kerbholz, haben in unserem Leben schon einiges vergeigt, wir haben schon etliches zerstört und um so manches können wir in einer Stunde der Wahrhaftigkeit auch wirklich trauern und weinen. Ist dir bewusst, dass Karfreitag, die Situation, in der Jesus gerade steht, uns zeigt: Alles, was euch zu Recht niederreißt, niederdrückt und traurig macht, all das nehme ich auf mich. Wir denken manchmal: Ja, Jesus ist gut. Jesus liebt auch und so weiter und ja, wir besingen das; aber wenn ich auf mein Leben schaue, dann bin ich so enttäuscht von mir selbst und das ist so hart. Da ist solch ein Dreck, Dreck, wenn ich auf mein Leben schaue. Jesus steht neben Barabbas und er verteidigt sich nicht selbst. Er möchte seine Gerechtigkeit verschenken; die Freiheit, die er hat, möchte er weitergeben. So mancher von uns fühlt sich auch gefangen, obwohl du Jesus kennst. Einige kennen ihn, einige kennen ihn nicht. Es gibt aber auch hier verschiedene, die Jesus kennen und sich trotzdem immer wieder klein machen und denken: Alles ist kaputt, Gott wird mich nicht so lieben wie den anderen. Jesus hat Barabbas geliebt. Jesus hat Barabbas geliebt. Wenn er Barabbas lieben konnte, dann kann er auch dich lieben. Wenn Jesus einen Aufrührer, Rebellen und Mörder so lieben kann und sich mit Haut und Haar einsetzt für Barabbas, dann lasst dir gesagt sein: Er setzt sich auch für dich und für mich in derselben Art und Weise ein. 

Diese Geschichte von Barabbas ist natürlich eine ganz tolle Nachricht für Barabbas, aber ich bin überzeugt, dass diese Geschichte weit über sich hinausragt und eine Wahrheit enthält, die größer ist als die persönliche Freilassung von Barabbas aus dem Gefängnis. Diese vermeintlich zufällige Situation verkündet eine tiefe göttliche Wahrheit; Barabbas bedeutet nämlich übersetzt: Sohn des Vaters; und ich glaube nicht, dass es ein Zufall ist, dass der Name Barabbas ausgerechnet Sohn des Vaters bedeutet. Dieser Sohn des Vaters war ein hoffnungslos verlorener Sohn und diese Botschaft kommuniziert uns: Jesus kommt. Jesus kommt in deinen Kerker, Jesus kommt in dein Gefängnis, um dich zurückzuführen, um den verlorenen Sohn, die verlorene Tochter wieder zurück nach Hause zu bringen und in die Familie Gottes einzugliedern. Wisst ihr, was das Interessante ist? Das Einzige, was wir aus der Volksmenge an Worten hören, ist: Sohn des Vaters. So haben sie gesprochen; genau das bedeutet Barabbas. Sohn des Vaters! Sohn des Vaters! Ja, was soll ich tun? Kreuzige ihn! Kreuzige ihn! Sohn des Vaters – kreuzige den Sohn des Vaters. Jesus ist gekommen, um den Preis für unsere Sünde zu zahlen, damit wir in die Stellung von Königskindern kommen, dass wir den Vater im Himmel auch unseren Vater nennen dürfen. Und das hat Jesus durch sein Opfer bewirkt, dass wir heute hier stehen können.  

Wenn wir gleich in die Anbetung gehen, … heute ist die Predigt etwas kürzer, Hallelujah; wir haben ja noch den Ostersonntag; die Auferstehung kommt.  

Heute, wenn wir in der Anbetung Jesus besingen und auch gleich das im Abendmahl feiern, dann lass nicht zu, dass dein Versagen, deine Schuld – und davon haben wir alle mehr, als wir zugeben wollen und uns eingestehen; – uns den Titel raubt, dass wir Gottes Kinder sind; keine Sünde hat das Recht dazu. Jesus ist genug. Jesus hat den Preis bezahlt, damit wir heute stehen können. Nicht, weil wir es verdient hätten. Nicht, weil wir gut performt hätten, sondern weil Jesus barmherzig ist und weil Jesus uns liebt. 

Ich möchte aus Titus 3, die Verse 3 bis 7 lesen und damit zum Abschluss kommen. Es heißt dort: Auch wir waren früher unwissend und ungehorsam. Wir ließen uns in die Irre führen und wurden zu Sklaven vieler Wünsche und Leidenschaften. Unser Leben war voller Bosheit und Neid. Wir hassten die anderen und sie hassten uns. Doch dann zeigte Gott, unser Retter, uns seine Freundlichkeit und Liebe. Er rettete uns nicht wegen unserer guten Taten, sondern aufgrund seiner Barmherzigkeit. Er wusch unsere Schuld ab und schenkte uns durch den Heiligen Geist ein neues Leben. Durch das, was Jesus Christus, unser Retter, für uns getan hat, schenkte er uns den Heiligen Geist. In seiner großen Güte sprach er uns los von unserer Schuld. Nun wissen wir, dass wir das ewige Leben erben werden.  

Diese Geschichte, die wir in Markus 15 über Barabbas lesen, erzählt uns nicht, wie Barabbas sich entschieden hat. Wir sehen nicht, wie Barabbas darauf reagiert hat. Und ich denke, das hat auch einen Grund. Denn die eigentliche Frage ist nicht, was Barabbas getan hat, sondern die Frage ist, wie wir darauf reagieren. Was wir damit tun, dass Jesus gestorben ist für Sünder, damit wir frei sein können und uns freuen können in ihm.  

Amen 

 

Bibelstellen: 

Markus 15,1–15, Jeremia 23, 5–6; Matthäus 3,14–15; Titus 3,3–7