Bibeltext: Apostelgeschichte 18,4-11
Wir haben gerade in der Apostelgeschichte, Kapitel 18, von Paulus gelesen, wie er Dinge tut, die er gerne tut, für gewöhnlich tut, die er häufig getan hat. In Vers 4 lesen wir: Er unterredete sich aber in der Synagoge an jedem Sabbat und überzeugte Juden und Griechen. Das ist seine Gewohnheit, das ist das, was er immer wieder getan hat. Als der christliche Glaube noch sehr unbekannt war, hat Paulus immer wieder strategische Punkte gesucht, wie er den christlichen Glauben bekannt machen und die christliche Botschaft am besten verbreiten kann. Das ist eine Situation, die gänzlich anders ist als zu unserer Zeit.
Wir können davon ausgehen, dass es in unseren Breitengraden überall christliche Kirchen gibt. Doch damals war das nicht der Fall. Du musst dir vorstellen: Du warst überzeugt, dass Jesus der Retter und Gott und König und Herr ist und du gehst durch die Städte und niemand weiß davon. Es gibt niemanden, der das erkannt hat und jetzt bist du im Begriff, Menschen für diese Botschaft zu gewinnen, für diese gute Nachricht, dass Jesus gekommen ist, um die Menschen zu retten, zu befreien und ewiges Leben zu geben. Und dazu ist Paulus strategisch zu den Synagogen gegangen, um dort Brücken zu schlagen; denn dort haben sich Menschen gefunden, die zumindest im Alten Testament bewandert waren und bereits eine Sehnsucht danach hatten: Gott kennenzulernen, nach Gottes Willen zu leben, ihn zu suchen. Dieser Vers verrät uns, das war nicht nur eine einmalige Aktion von Paulus, sondern das geschah Woche für Woche. Es heißt in unserem Text, dass es an jedem Sabbat geschah; er war damit beschäftigt, andere zu überzeugen; andere zu überzeugen für das, was er von Herzen glaubt und was sie unbedingt auch kennenlernen sollen.
Und wenn ich diesen Vers lese, dann denke ich: Mensch, da ist eine solche Erfolgsquote; jede Woche ist er in dieser Gemeinde, in dieser Synagoge, er erzählt und er überzeugt Menschen und was so unproblematisch und erfolgreich klingt, verändert sich plötzlich in den Versen 5 bis 6, dort merken wir: Diese Überzeugung, die Woche für Woche steigt, bricht ab und auf einmal verändert sich etwas.
Ich lese die Verse 5 bis 6: Als aber sowohl Silas als auch Timotheus – Freunde von Paulus, Partner im Evangelium – aus Mazedonien herabkamen, wurde Paulus durch das Wort gedrängt und bezeugte den Juden, dass Jesus der Christus sei. Also, er ist der versprochene Messias. Als sie aber widerstrebten und lästerten, schüttelte er die Kleider aus und sprach zu ihnen: Euer Blut komme auf euren Kopf! Ich bin rein; von jetzt an werde ich zu den Nationen gehen. Das ist ein Codewort dafür: Von jetzt gehe ich zu den Nichtjuden. Ich habe meinen Job getan, ich habe versucht, eine Brücke zu schlagen, aber die Brücke, die ich schlage, habt ihr eingerissen; ich bin jetzt frei, überall hinzugehen und euch zu verlassen.
Ich empfinde es als eine krasse Dynamik. Hieß es nicht gerade noch in dem ersten Vers, Vers 4, dass er Woche für Woche in der Synagoge Menschen überzeugte? Und jetzt wendet sich das Blatt auf einmal; ich frage mich: Paulus, was hast du in den ganzen Wochen dort getan und wovon hast du sie überzeugt? Wovon hast du Zeugnis gegeben, dass sie gesagt haben: Ja, wir stimmen ein, wir sind dabei, wir folgen dir? Wir merken, du bist ein Mann Gottes und du hast Kenntnis in der Heiligen Schrift; du kannst uns etwas von Gott vermitteln, das wahr, richtig und heilig ist und wir folgen deiner Rede.
Ich kann nicht einmal mit Gewissheit sagen, wovon die Menschen dort überzeugt wurden, Woche für Woche. Vielleicht, das ist nur eine Mutmaßung, es steht nicht in dem Text; ich versuche mir einen Reim darauf zu machen; hat Paulus zunächst einmal sachte angefangen, ist nicht gleich mit der Tür ins Haus gefallen, sondern hat sich überlegt: Wie komme ich zum Ziel? Wie komme ich zu dem, was ich vermitteln möchte? Ich baue jetzt peu à peu, Stück für Stück, Vertrauen auf, erzähle über meinen Glauben und sie werden merken: Okay, ja, wir haben eine Gemeinsamkeit; ja, wir glauben auch an einen Schöpfer; ja, wir glauben auch an die Propheten; wir haben eine gemeinsame Basis. Vielleicht hat er bei ihnen Vertrauen gewonnen durch das Abtasten unterschiedlicher Glaubensfragen? Ist euch vielleicht auch schon einmal passiert, wenn ihr mit Menschen in Kontakt wart; ihr habt nicht gleich den Hammer herausgeholt, sondern ihr habt zuerst einmal überlegt: Wie kann ich möglichst das Verständnis des anderen gewinnen?
Ich höre hier überhaupt keine Zustimmung; gibt es hier unter uns wiedergeborene Christen? Ja, Hallelujah. – Wie von Jesus erzählen? Wie meinen Glauben teilen? –
Du kennst das, du bist mit jemandem im Gespräch und diese Person merkt dann: Okay, du bist solch ein Typ, der sonntags in die Kirche geht; warum machst du das denn heute? Du kommst dann sicherlich nicht gleich damit: Jesus Christus ist gekommen, ist gestorben und am dritten Tag ist er auferstanden; und du sollst jetzt umkehren. Das ist wahrscheinlich nicht deine sofortige Antwort. Vielleicht versuchst du zu erklären, dass du nicht damit zufrieden bist, nur an das zu glauben, was du mit deinen Händen anfassen und erklären kannst. Es gab eventuell Erlebnisse in deinem Leben, die einen Bruch verursacht haben, wobei du gemerkt hast: Es gibt mehr als das, was ich sehen kann; es gibt mehr als das, was mir der Biologielehrer beibringen kann. Und dann versuchst du zu erklären, und davon zu über-zeugen, dass deine Weltanschauung sinnvoll ist.
Und ich könnte mir vorstellen, dass Paulus auch so vorgegangen ist. Doch plötzlich verändert sich die Szene bei Paulus; wir sehen, dass er gedrängt ist, er ist ergriffen, er ist gepackt. Es heißt hier in Vers 5: Paulus wurde durch das Wort gedrängt. Jetzt ist er an einem Punkt angekommen, den er vorher nicht thematisiert hatte. Natürlich hat er auch vorher aus Überzeugung andere überzeugt, aber jetzt merkt er, dass Gottes Wort solch einen Einfluss auf ihn hat, dass es ihm sagt: Signal(!), jetzt musst du einen Schritt weitergehen. Und Gottes Wort treibt ihn dazu, klar von Jesus Christus zu sprechen.
Vielleicht hat er es vorher nur angedeutet: Ihr wisst ja, ihr glaubt doch auch an das Alte Testament. Amen. – Dann haben alle Amen gesagt. – Ihr glaubt auch, dass die Propheten gesagt haben, es wird jemand kommen, der Messias. Ja, Amen. Es braucht diesen Gottesknecht, Jesaja 52, ab Vers 13 bis 53, Vers 12, der kommen muss. Ja, Amen. Und dann merkt er: Jetzt ist der Moment gekommen, an dem ich von Jesus als Christus sprechen muss. Vielleicht kennst du auch solche Momente in den Gesprächen, wo du denkst: Okay, jetzt, jetzt muss ich es sagen; es ist schwierig, aber jetzt ist der Moment gekommen.
Doch nun sind sie nicht länger überzeugt. Bis eben waren sie die ganze Zeit mit ihm, haben ihn jede Woche in der Synagoge geduldet; ah, ja, Paulus wird wiederkommen. Vielleicht kennt ihr das, ein leidenschaftlicher Prediger, ist in unserer Nähe, lass uns hinfahren. Jede Woche sind wir dort und hören ihm zu. Sie waren die ganze Zeit überzeugt und auf einmal endet das Fan-Dasein, der Fan-Club von Paulus bricht mit ihm und sie sind sich nicht länger gewiss. Es heißt ja: Sie widersetzen sich. Und das nicht einfach so, wie du das vielleicht in einem Gespräch mit einem Nachbarn erlebst, in dem du sagst: Das ist nicht so meins; du kannst das gerne machen, ich hindere dich nicht; aber es ist nichts für mich. Hier haben wir eine gänzlich andere Weise der Ablehnung. Sie widersetzen sich und sie lästern; sie spotten das, was Paulus heilig ist und was ihm so wichtig ist; lehnen sie nicht einfach nur ab, sondern sie ziehen es durch den Dreck. Das bedeutet es, zu lästern; gotteslästerlich über Jesus zu sprechen. Und dieser Schatz, den er in seinem Herzen hat, das, was für Paulus so kostbar ist und von dem er hofft, wenn er ihn jetzt teilt, dann werden auch andere merken, das ist ein wunderbarer und kostbarer Schatz, ich will ihn auch; diesen Schatz ziehen sie durch den Dreck und wollen nichts damit zu tun haben.
Wir lernen alleine in diesen Versen, dass viele geistliche Themen, viele Glaubensfragen Menschen überzeugen können. Du kannst mit vielen Menschen bei unterschiedlichen Fragen nach Sinn und Gott und Ewigkeit zu einer Überzeugung kommen; aber dieser Text sagt uns: Es gibt einen Scheideweg und der nennt sich Jesus Christus. Hier trennt sich etwas, das eben noch zusammen war, von dem du gedacht hast: Das baut sich eigentlich ganz gut auf. Aber wenn Jesus als Christus ins Zentrum rückt, dann verändert das die Atmosphäre, dann ist man nicht länger bereit, sich zu verbrüdern; zumal, wenn Jesus wirklich Herr und König ist, dann sind wir plötzlich nicht mehr selbstbestimmt, denn Jesus hat als Gott und König einen Herrschaftsanspruch über dein Leben.
Über Gott kannst du ganz viel erzählen, aber wenn dieser Jesus Christus, den wir im Neuen Testament bezeugt haben, der Herr ist, dann kann ich mein Leben nicht länger so führen, wie ich es für mich bestimmt habe. Auf einmal ist da ein Regent, der möchte in dein Leben hineinregieren und stellt auch den Anspruch, in jedem Lebensbereich deines Lebens das Sagen zu haben. Wenn Jesus wirklich der Christus ist und damit der Retter der Welt, dann sind wir ohne diesen Jesus verloren; sag das mal jemandem. Willst du auch an Jesus, den Retter dieser Welt, glauben? Moment mal: Ein Retter rettet. Ein Retter rettet nicht Gerettete, sondern ein Retter rettet Verlorene, die lost sind; die keine Hoffnung, keine Perspektive haben; die sich eingestehen müssen: Bis soeben dachte ich, es ist alles gut, bis soeben dachte ich, dass ich überhaupt kein Problem habe. Du erzählst mir, dass ich Jesus als Retter brauche?
Auf einmal, wenn das wahr ist, ist Sünde Realität und hat einen massiven Effekt auf die Beziehung zwischen uns Menschen und Gott. Denn die allermeisten Menschen denken von sich erst einmal, ich bin nicht so schlecht wie mein Nachbar. Sprich einmal mit Menschen auf offener Straße darüber, ob sie sich als gute Menschen geben oder denken, dass sie gute Menschen sind. Ich habe noch nie jemanden erlebt, der sagt: Ah ja, schon, ich bin ziemlich schlecht; ich bin eigentlich von Grund auf böse.
In Emmendingen habe ich das schon häufiger erzählt: Ich war vier Jahre lang im Gefängnis – als Seelsorger. Und wenn du mit den Häftlingen da unterwegs bist, es ist super interessant, welches Selbstbild sie haben. Eigentlich sollte auf deren Stirn geschrieben stehen: Du hast ein Problem, du bist nicht gut. Wenn du aber mit ihnen über Moral sprichst, dann ist es interessant, was aus deren Mund kommt: Ah, wenn du wüsstest, welche Verbrechen der Nachbar in der Zelle nebenan begangen hat, – so schlimm bin ich nicht. Und ohne Witz, im Knast wird sehr, sehr stark differenziert, warum du einsitzt. Da ist es nicht so: Wir sind alle in einem Verein, sind alle irgendwie verkorkst, sind alle Versager, sind alle schuldbeladen und deswegen sind wir zu Recht hier. Ne, ne, wenn du wüsstest, was der gemacht hat und der hat (…). Was so ein Thema ist: Wenn sich jemand an Kindern vergriffen hat, dann ist das moralisch so krass im Gefängnis; du wirst, wenn du andere schlimme Dinge getan hast, immer die Karte spielen: Aber ich bin nicht so ein Pack wie der.
Warum bringe ich das, ich bin ja nun hier nicht im Knast; aber egal, egal wo der Mensch sich befindet, er denkt selbst über sich: Es ist doch gar nicht so schlimm mit mir.
Und dann kommt Jesus als der Christus und er zeigt, jeder Mensch braucht Rettung. Und dieser Jesus hat das sogar zu den absolut religiösesten der Religiösen gesagt, also Leuten so wie uns; die fromm jede Woche in ihre Synagoge nach Lahr gehen oder jetzt haben wir den großen Festsaal in Denzlingen in eine Synagoge verwandelt, in eine Gemeinde. Wenn Jesus wirklich der Retter der Welt ist, dann sind wir ohne ihn verloren. Sünde ist ein schwerwiegendes Problem und das Gericht am Ende der Welt ist kein Hirngespinst. Das zu hören, ist eine harte Packung für einen Menschen und immer mehr Christen trauen sich nicht mehr, konkret über Jesus zu reden und flüchten sich in all-gemeine Verlautbarungen über Gott. Es ist viel einfacher offen über Gott, als konkret über Jesus Christus zu sprechen.
Ja, alles hat seine Zeit, wir sehen das auch bei Paulus. Es gab einen Augenblick, in dem es wichtig war, aber dieser Moment kommt, aber dieser Moment muss kommen. Das Wort Gottes hat es in sich, es drängt uns dazu, dass wir dann eines Tages die Bombe platzen lassen und sagen: Hier, hier in Jesus Christus, ist die Liebe Gottes präsent geworden; er ist gekommen, um stellvertretend für dich, deine Schuld zu bezahlen und dir ewiges Leben zu schenken; wenn du zu ihm kommst, dich ihm anvertraust und deine alten Wege verlässt; wenn du ihm voller Reue deine Sünden gibst und sagst: Es tut mir leid, wie ich bislang gelebt und was ich getan habe, dass ich mein Leben an dir vorbeigelebt habe, nun möchte ich mit dir leben.
Das ist die Liebe Gottes, die präsent ist. Dieser Moment kommt, aber wir neigen dazu, ihr in Lahr natürlich nicht, aber in Emmendingen ist das ein Thema; ich weiß nicht, vielleicht geht es dir nicht so, aber ich behaupte, dass fast alle dazu neigen, dass sie Furcht haben vor Ablehnung, Furcht haben vor Protest und wir wissen, in unserem Breitengrad gibt es nicht diesen Protest so wie hier zu Zeiten Paulus, die Menschen werden uns nicht an den Galgen hängen, sondern sie werden uns wahrscheinlich einfach den Rücken zuwenden und sagen: Ich will nicht länger reden. Also wir sind nicht einmal in der Situation wie sie damals war und trotzdem haben wir Angst vor Ablehnung.
Nicht umsonst sagt Paulus in Römer 1: Ich schäme mich des Evangeliums nicht. Vers 16: Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, ist es doch Gottes Kraft zur Rettung jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst, als auch dem Griechen.
Es ist genau das, was wir vorhin auch in unserem Text gelesen haben, er ist in die Synagoge gegangen und hat Juden und Griechen überzeugt, was bedeutet: Juden und Nichtjuden. Grieche war der Begriff für die nicht jüdische Welt. Es ist Gottes Kraft zur Rettung jedem, der da glaubt und er sagt: Ich schäme mich nicht.
Warum sagt er das? Weil er ganz genau weiß, das Evangelium kann einen in die Scham bringen; so: – lieber nicht. Wir lesen weiter, denn wir müssen ja irgendwann zur Taufe kommen.
Verse 7 bis 8: Und er ging von dort fort und kam in das Haus eines Gottesfürchtigen namens Titius Justus.
(; Das ist eigentlich der wichtigste Vers in der ganzen Apostelgeschichte, ich habe ihn heute ausgewählt, damit ihr davon Kenntnis bekommt, dass Justus ein Gottesfürchtiger ist. 😉 Amen? Ich fühle mich in Lahr sehr wohl.
Verse 7 bis 8: Und er ging von dort fort und kam in das Haus eines Gottesfürchtigen namens Titius Justus, dessen Haus, an die Synagoge stieß. Krispus aber, Krispus, nicht Christus, Krispus aber, der Vorsteher der Synagoge glaubte an den Herrn, – krass, ein Mann mit Einfluss aus der synagogischen Community, – mit seinem ganzen Haus; und viele Korinther, die hörten, wurden gläubig und ließen sich taufen. Das ist übrigens, für die Bibelcracks unter uns, die Gruppe, die später die Briefe 1. Korintherbrief und 2. Korintherbrief bekommt. Das ist die Geburtsstätte dieser Gemeinde.
Wenn ich das lese, dann denke ich: Wow, Paulus, wie bist du eigentlich drauf? Der scheut sich nicht; er haut die Sachen richtig raus: Okay, wenn ihr nicht wollt, dann gehe ich weiter; geht da an den nächsten Ort und unerschrocken führt er die Menschen zu Jesus. Wir sehen es hier, dass in Korinth die Menschen Jesus kennengelernt haben und zum Glauben gekommen sind. Aber ist das wirklich so? Ist es wirklich so, dass Paulus so unerschrocken ist, wie sich das liest?
Schaut, was beim Lesen so kühn und mutig wirkt, entspricht, wenn wir nun weiterlesen, nicht der Realität, wie Paulus sich gefühlt, wie er empfunden hat. Wir lesen in den Versen 9 bis 11: Der Herr aber sprach durch eine Erscheinung in der Nacht zu Paulus. Während er schlief, im Traum, schenkt Gott ihm Offenbarung. Und dort sprach der Herr: Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht! Denn ich bin mit dir und niemand soll dich angreifen, dir Böses zu tun; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt. Und er hielt sich ein Jahr und sechs Monate dort auf und lehrte unter ihnen das Wort Gottes. Und das war für Paulus eine sehr, sehr lange, lange, lange Zeit, es war nicht seine Gewohnheit so lange an einem Ort zu bleiben.
Können wir uns noch erinnern an die ersten Verse, die wir gelesen haben, dass Paulus die Menschen über-zeugte, aber es dann zu einem Bruch kam und er Anfeindungen und Lästerungen erlebt hat? Wir denken, er geht da mit Posaunen hinaus, geht in den nächsten Ort und führt Menschen zum Glauben, als ob nichts wäre. Wir lesen hier, es lässt Paulus ganz und gar nicht kalt, was er an Widerstand erlebt, dafür, dass er von Jesus Christus begeistert ist. Obwohl Menschen zum Glauben kommen, packt Paulus trotzdem die Angst. Woher wissen wir das? Wir erkennen das daran, wie Gott in der Nacht mit Paulus redet. Gott kommt nicht nur so mit einem: Fürchte dich nicht(!), um die Ecke, weil das eine Platte ist, die er immer wieder auflegt, sondern es hat einen Grund, warum er das sagt. Er sieht nämlich, wie es Paulus tatsächlich geht; und er merkt, dass Paulus die Hosen gestrichen voll hat; Paulus ist furchtsam bis ins Mark.
Gott sieht die Dringlichkeit, ich muss jetzt unbedingt diesem Kind Gottes nahekommen und ihm versichern: Fürchte dich nicht, ich bin mit dir. Und dann sagt er noch: Schweige nicht. Warum sagt er ihm das? Weil Paulus in sich bereits einen Entschluss gefasst hat: Ich bin fertig, ich habe hier noch etwas gemacht, aber langsam werde ich zum Schweigen gebracht; dieser Widerstand ist, menschlich gesehen, einfach nicht zu ertragen.
Wir sind in der Regel harmoniebedürftige Wesen; wir möchten, dass man uns mag. Niemand ist heute hierher-gekommen und hat gedacht: Wenn ich durch die Tür schreite, dann möchte ich, dass sich alle abwenden, oder noch schlimmer: ah, der schon wieder. Nein, man möchte fröhliche Gesichter haben, oder Timmi? (; Als er heute hereingekommen ist: Oh, der lässt sich taufen; Herr, erbarme dich. 😉
Gott sieht, es ist dringlich, ich muss diesem Kind Gottes jetzt ganz nahe kommen und ich muss ihm sagen, fürchte dich nicht und komm ja nicht auf die Idee zu schweigen; was du dir innerlich vorgenommen hast. Indem sich Gott offenbart, offenbart er auch gleichzeitig den Herzenszustand von Paulus, er merkt, die Widerstände in deinem Leben lassen dich nicht kalt. Denn Paulus erlebt, dass die Botschaft von Jesus nicht nur kürzlich, wie wir gerade gelesen haben, in einer Synagoge auf Widerstand stößt, sondern, und da bräuchten wir jetzt mehr Zeit, um richtig in die Tiefe zu gehen, seit dem 16. Kapitel merken wir, Paulus geht von einem Widerstand in den nächsten. Im 16. Kapitel sehen wir, wie er aus dem Gefängnis herausgekommen ist; und er hat nicht im Gefängnis gesessen, weil er Drogen vertickt hat, sondern weil er von Jesus begeistert ist. Deswegen sitzt er im Gefängnis; kommt dort frei, jetzt endlich frei, weiter für Jesus, jetzt hat er mir wieder eine offene Bahn gegeben.
17.Kapitel und dort in jeder Stadt erlebt er heftige Anfeindungen. Ich mache einen kurzen Flug durch das 17. Kapitel, Vers 5, Thessaloniki: Die Juden aber wurden eifersüchtig und nahmen einige böse Männer vom Gassenpöbel zu sich, machten einen Volksauflauf und brachten die Stadt in Aufruhr; und sie traten vor das Haus Jasons und suchten sie unter das Volk zu führen. Also, die wollten die Leute sammeln; so, jetzt haben wir sie und sie wollten nicht mit ihnen diskutieren; sie wollten, sie auch nicht dafür loben, schön, dass ihr da seid, wir haben euch erwartet; die bösen Männer haben wir zu euch gebracht, damit ihr ihnen von der Güte Gottes erzählt, sondern, die bösen Männer haben wir gebracht, um euch fertig zu machen.
Stellt dir vor: Menschen kommen hier herein und das passiert mit uns. Wir haben gar keine Idee, was das bedeutet; das war ein richtig hartes Geschäft für Paulus und für die Christen im ersten Jahrhundert. Wer wollte, als Paulus so etwas erlebte, noch sagen: Nee, ich kenne ihn doch nicht, ich wurde gezwungen, unter seiner Bibelstunde zu hören.
Nächste Stadt, Vers 13, Beröa: Als aber die Juden von Thessalonich erfuhren, dass auch in Beröa das Wort Gottes von Paulus verkündigt wurde, kamen sie auch dorthin und beunruhigten und erregten die Volksmengen.
Das müsst ihr euch vorstellen: Er geht in die nächste Stadt, erzählt vom Wort Gottes, erzählt von Jesus Christus; der Mob, der Pöbel von vorhin hört das: Kommt, wir gehen dorthin und wir müssen die Sache klären. Er wird verfolgt, der Verfolger der Christen, der Paulus ja ehemals war, wird selbst von Stadt zu Stadt verfolgt.
Das wäre nicht witzig für mich; egal in welche Gemeinde ich gehe, sehe ich draußen einen Schlägertrupp stehen, die sagen: Komm du nur heraus. Ich finde das wirklich schlimm, mit mir macht das etwas.
Athen, Vers 32: Als sie aber von der Totenauferstehung hörten, lachten ihn einige aus. Und jetzt in diesem Moment, wo Paulus im Traum eine Gottesbegegnung hat und er ihm sagt: Fürchte dich nicht, komm gar nicht auf die Idee zu schweigen, sehen wir, dass im 18. Kapitel, direkt nach unserer Passage, wir haben keine Zeit da hineinzugehen, aber direkt nach unserer Passage geht es grad munter so weiter, Paulus wird wieder vor einem Richter geführt und ein christlicher Sympathisant wird von einem wilden Mob, vor dem Richter, geschlagen und es wird nicht eingegriffen. Das ist die aufgeladene Atmosphäre von Apostelgeschichte, Kapitel 18, Verse 12 bis 17.
Das ist kein netter Text, wie jemand begeistert von seinem lieben Jesus erzählt, sondern es fordert von ihm alles ab. Und vielleicht denkst du jetzt: Hey Pastor, wir sind heute gekommen, um Taufe zu feiern; und wir sind gekommen, um aus der Bibel vielleicht auch etwas von der Taufe zu hören. Ja, ja, das tun wir bereits die ganze Zeit; denn mitten in unserem Text, in Vers 8, lesen wir: Krispus aber, der Vorsteher der Synagoge, glaubte an den Herrn mit seinem ganzen Haus; und viele Korinther, die hörten, wurden gläubig und ließen sich taufen. Sie hören, sie glauben, sie lassen sich taufen. Genau hier in diesem Text, in dieser ganzen Szene sehen wir, dass viele Korinther diesem Ruf folgen, dass der Synagogenvorsteher im Glauben steht und die Taufe ein notwendiges Produkt ist, des persönlichen Glaubens an Jesus Christus.
Das ist der nächste Schritt; so wie ein verlobtes Paar zum Altar schreitet oder zum Standesamt geht, um zu heiraten, so ist der nächste Schritt eines Christen, der erfasst wird von der Liebe, die Gott in Jesus zeigt, sich taufen zu lassen und sich Jesus zu versprechen. Und diese sehr kurze Erwähnung der Taufe an dieser Stelle lehrt uns sehr Tiefes über die Taufe.
Das, was wir gerade gelesen haben, war wichtig, um zu verstehen, was die Taufe bedeutet; in welchem Umstand Menschen sich taufen lassen haben. Denn wer entschlossen ist, sich in die Nachfolge Jesu zu begeben und sein altes Leben aufzugeben, der tut das nicht, weil das gerade irgendwie nett ist oder andere es von einem erwarten.
Wir sehen auch hier: Sich taufen zu lassen, liegt nicht daran, dass man sich einem vollmächtigen, charismatisch wirkenden Prediger anhängt und sagt: Jawohl, ich möchte mit ihm sein und ich möchte mit ihm unterwegs sein. Wir sehen, Paulus ist hier der Kapitulation näher als der Expansion. Die Gläubigen, die Jesus kennengelernt haben, lassen sich nicht taufen, weil sie mit einem Prediger in Kontakt gekommen sind, der einen netten und schönen Einfluss hat und eine glänzende Atmosphäre generiert; ganz im Gegenteil.
Ich werde mich beeilen, zum Schluss zu kommen, aber lasst mich kurz mit euch in den 1. Korintherbrief mit euch springen. 1. Korinther 2, 3 bis 5 möchte ich euch lesen, wie Paulus diese Gruppe von gläubigen, getauften Christen an das Treffen damals erinnert; als sie sich getroffen haben. Und dort lesen wir in 1. Korinther 2, 3 bis 5: Und ich war bei euch in Schwachheit und mit Furcht und in vielem Zittern; – das hier ist Apostelgeschichte 18 – und meine Rede und meine Predigt bestand nicht in überredenden Worten der Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft beruht. Das ist es, was Paulus später noch einmal klarmacht. Wenn du dich taufen lässt, dann tust du das nicht, weil jemand eloquent ist, ein beeindruckendes Charisma hat und Menschen hinter sich ziehen kann. Nicht Standfestigkeit oder Überlegenheit des Predigers hält Getaufte an Jesus Christus, sondern wir sehen, jemand, der sich taufen lässt, hat erkannt, Jesus ist es, der mich hält. Auch dann, wenn der Prediger schwächlich ist, auch wenn der Prediger Angst hat, auch wenn die ganze Community in Furcht und Zittern erstarrt vor den ganzen Widerständen, ich lasse mich taufen, nicht wegen der Standfestigkeit meiner Community, sondern weil mein Gott kräftig und mächtig ist.
Und dieser Taufhinweis lehrt uns Folgendes über die Taufe: Wenn du dich taufen lässt, ist nur die Community nett, ist der Prediger einfach elektrisierend in dem, was du im Gottesdienst erlebst, oder hast du die Stärke Gottes in deinem Leben gespürt, dass, wenn alles fällt, Jesus dich hält? Und das ist es, was wir hier in dieser Taufe erleben: Leute lassen sich taufen, obwohl sie es mit einem schwächlichen Verkündiger zu tun haben, der selbst eine Visitation des Allmächtigen benötigt, um weiterzumachen. Er braucht nicht einfach einen Pastorenkollegen, der ihm den Arm um die Schulter legt; – wird schon wieder. Manchmal reicht das, manchmal reicht der zwischenmenschliche Trost, um wieder aufgebaut zu werden, dass Gott hier selbst kommen muss, zeigt uns, wie arg es mit Paulus aussah; nur Zuspruch von der Community war zu wenig; Gott muss selbst kommen, so dreckig ging es ihm.
Dass sich Menschen in diesem Szenario taufen lassen, zeigt, sie haben wirklich Gott selbst erkannt und hängen sich an Jesu Stabilität, Festigkeit und Standhaftigkeit und nicht an einen Prediger, der in einer Nacht vielleicht des Weinens und der Erschütterung erliegt. – Ihr kennt solche Nächte vielleicht, ich brauche sie, denke ich, nicht weiter ausführen.
Und außerdem lehrt uns die kleine Erwähnung der Taufe in dem Szenario: Wer sich in der Taufe für alle Welt als Christ und Nachfolger Jesu outet, der tut das nicht, weil er Zustimmung und Applaus erwartet. Die Menschen haben sich in einer Atmosphäre taufen lassen, wo es absolut nicht populär war, sich zu Jesus zu stellen; sie wussten, wenn ich diesen Schritt gehe, dann wird das sehr wahrscheinlich negative Konsequenzen für mich haben. Darum lesen wir in der Apostelgeschichte an einer anderen Stelle, dass sich einige nicht trauten, Teil der Christen zu werden. Sie trauten sich schier nicht, denn sie wussten, das ist nicht nur nett, es ist sogar richtig unpopulär, diesen Schritt zu tun.
Diese kurze Tauferwähnung, man könnte meinen, das ist eigentlich kein Tauftext; doch es ist einer, ein wunderbarer. Diese kurze Tauferwähnung, sie ruft von den Dächern: Wir hören von Jesus und spüren seine unwiderstehliche Anziehungskraft. Wir hören von Jesus und wir glauben; das bedeutet: Wir vertrauen uns ihm an und weil Jesus alles für uns gegeben hat, geben wir uns nun ihm mit Haut und Haar hin; und wir machen es öffentlich, dass wir zu ihm gehören, auch wenn es Nachteile bringen sollte. Das ist das Zeugnis der Taufe, auch wenn alles fällt, habe ich trotzdem mehr als das, was ich verliere, in Jesus gefunden. Und erst diese dramatischen Umstände machen klar, wie krass und tiefgehend der Schritt der Taufe ist. Das ist kein: Ach, ich probiere es einmal, vielleicht ist das etwas für mich; sondern egal wie sehr sich auch alles gegen mich stellen mag, mein Gott ist für mich. Mein Gott stellt sich zu mir und darum kann ich nicht anders, als mich auf seine Seite zu stellen.
Und ich weiß, das ist für uns weit weg, aber das war die Realität der ersten Christen und ist noch bis heute Realität von vielen Christen; und in den vergangenen 2000 Jahren die überwiegende Erfahrung, die ein Christ durchlebt, wenn er sich zur Taufe entschieden hat.
Auch wenn sich alles gegen mich wendet, dann habe ich einen, der für mich ist; und diese Waagschale ist mit nichts im Vergleich zu setzen, denn wenn Gott sich in diese Waagschale setzt, dann neigt sie sich so tief, das reicht mir ganz und gar.
Und wenn wir heute Timmi taufen, dann nicht, weil wir ein nettes religiöses Ritual zelebrieren und Baptisten wieder etwas zu feiern haben.
Wir lesen hier, sie hörten, sie glaubten und sie ließen sich taufen. Das heißt, in diesem Prozess geht es darum, dass die Botschaft der Liebe Gottes meine Ohren erreicht, mein Herz durchdringt und meine Füße in Bewegung setzt, diesem Jesus entgegen. Nicht für mich allein, in meinem stillen kleinen Herz, mache ich das fest, sondern ich will andere daran teilhaben lassen, dass Jesus mein Herr, mein Gott, mein König und mein Retter ist; und egal, was ich verliere und es kann sein, dass wir alle, die wir uns zu Jesus halten und die sich jetzt taufen lassen oder sich noch taufen lassen werden, dass sie an diesem Punkt kommen, dass sie Dinge verlieren werden, aber wir können heute sagen: Mit Jesus Christus haben wir sehr viel mehr gewonnen.
Amen.
Bibelstellen:
Apostelgeschichte 18, 4–11; Jesaja 52, ab Vers 13 bis 53, Vers 12; Römer 1,16; Apostelgeschichte 16,35-40; Apostelgeschichte 17,5+13+32; Apostelgeschichte 18,12–17