26. September 2021

Die Wahrheit zu kennen, reicht nicht aus!

Die Wahrheit zu kennen, reicht nicht aus!

Bibeltext: Matthäus 2,1-12

Nur Heiden suchen den König

Jesus hat seit seiner Geburt eine faszinierende Anziehungskraft! Matthäus beginnt ausgerechnet mit nichtjüdischen Sterndeutern, die Jesus zu allererst anbeten wollen. Es handelt sich um weise Männer, die zwar selbst keine Könige, aber oft als politische Königsberater fungierten. Dass ausgerechnet Heiden bzw. Nichtjuden aus dem fernen Osten die Nähe von Jesus suchen, muss für die damalige jüdische Leserschaft ein Skandal gewesen sein. Der König der Juden kommt und das jüdische Volk nimmt keine Notiz von diesem weltverändernden Ereignis. Dabei sehen wir, dass Gott wirklich erstaunliche und tatsächlich skurrile Wege findet, sich Menschen bekannt zu machen. Menschen, die eigentlich völlig ungeeignet erscheinen. Die Passage konfrontiert uns damit, dass Gott unabhängig von unseren Maßstäben und Vorstellungen seinen Weg zu uns Menschen bahnt. Außerdem bekämpft Matthäus mit dieser Erzählung jegliche selbstgerechte Haltung der Religiösen seiner Zeit, die sich selbst für sehr fromm hielten, in Wahrheit aber nicht Schlange standen, als der versprochene Messias endlich kam.

Furcht vor den Konsequenzen?

König Herodes ist bekannt dafür gewesen, dass er äußerst herrschsüchtig war, weshalb seine Reaktion auf die Geburtsnachricht Jesu nachzuvollziehen ist. Aber warum ist die Bevölkerung Jerusalems so aufgebracht? Das Volk kannte den erbarmungslosen König! Doch eigentlich steckt in Matthäus’ Beschreibung eine herbe Kritik. Der „König der Juden“ kommt und es kommt keine Hoffnung und Freude in euch auf? Israels König kommt und ihr seid vom Schrecken über die „Allmacht“ des Herodes besessenen? So sehr die Juden sich nach Veränderung und die Ankunft des Messias sehnten, vielmehr scheuten sie den Preis dafür, wenn der wahre König Jesus kommt und in ihr Leben tritt. Auch uns stellt sich die Frage, ob wir bereit sind, die gesellschaftlichen Konsequenzen zu tragen, wenn wir Jesus als ultimativen König über unser Leben proklamieren.

Religiöse Lippenbekenntnisse

Der bestürzte Herodes will endlich von den Priestern wissen, wo Jesus zu finden ist. Die Theologen leisten ganze Arbeit und zitieren korrekterweise das Alte Testament und verweisen auf das nahegelegene Bethlehem. Leider bleiben sie dabei in ihrer allzu bekannten Selbstgefälligkeit stecken. Ihr Inneres ist tot, voll zu ergreifen, was sie da von sich geben! Die Passage zeigt, dass das Kommen des Königs sie zu rein gar nichts veranlasste! Hätten sie nicht wenigstens mit den Weisen mitgehen können? Religiöse Menschen sind oft daran zu erkennen, dass sie formal nah dran sind, aber oft als Letzte bereit sind, Jesus willkommen zu heißen. Darum warnte Jesus in Mt 15,7-8 richtigerweise: „Heuchler! Treffend hat Jesaja über euch geweissagt, indem er spricht: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit entfernt von mir.“

Intrigen im Verborgenen

Herodes versucht letztlich die Weisen für seinen bösartigen Plan zu missbrauchen und lädt sie zu einem heimlichen, geheimen Treffen ein. Natürlich haben wir um uns herum keine tyrannischen Könige, die das Christentum im Stile Herodes’ vernichten wollen. Doch sollte uns aufmerken lassen, dass der Feind im Verborgenen Pläne schmiedet, um die Gläubigen hinterlistig zu hintergehen. Wenn Menschen, Parteien oder Organisation mit Macht und Einfluss sich mit der Kirche verbünden, sollten wir genau achtgeben. Wenn eine unheilige Kooperation die gute Nachricht von Jesus korrumpiert, dann sind wir einer Lüge auf dem Leim gegangen. Natürlich kann es sein, dass Gott uns Christen eine Möglichkeit gibt, außerordentlich auf die Gesellschaft einwirken zu können. Doch auch Herodes gab vor, sich für Jesus zu interessieren, „damit auch ich komme und ihm huldige“. Wir brauchen darum unbedingt Unterscheidungsvermögen und – wie die Weisen – Offenheit für göttliche Weisung.

Wenn wir erkennen, müssen wir handeln

Die Priester wissen vieles, aber sie handelten nicht danach. Matthäus führt uns vor Augen, dass es nicht ausreicht, die Wahrheit zu kennen, zu buchstabieren und rezitieren zu können. Die Weisen wissen nur eins und handeln danach! Wahre Nachfolger kennzeichnen sich dadurch, dass sie entsprechend ihrer Erkenntnis handeln wollen und sich von der Wahrheit leiten, formen und prägen lassen. Denn wenn sich das Gehörte mit echtem Glauben verbindet, dann werden auch wir voller Anbetung vor Jesus niederfallen und ihm unseren Schatz öffnen, das heißt ihm alles anvertrauen, was wir sind und haben.