Von Vater zu Vater

Von Vater zu Vater

Der unterstehende Text ist ursprünglich als eine Nachricht an die Väter unserer Christusgemeinde gerichtet gewesen. Vielleicht ist er aber auch anderen eine Hilfe und Inspiration.

Liebe Väter!

Ich schreibe euch heute nicht vorrangig als euer Pastor, sondern in erster Linie als einer von vielen Vätern in der Christusgemeinde. Es kommt nicht oft vor, dass ich an einem Sonntag gar keine „Funktion“ im Gottesdienst habe. Letzten Sonntag war so ein Gottesdienst. Ich durfte einfach so am Gottesdienst teilnehmen. Seitdem habe ich einen Gedanken, den ich gerne mit euch teilen möchte.

Als wir uns morgens mit der Familie auf den Tag vorbereitet haben, stellte sich bald heraus, dass es meiner Frau Miriam nicht so gut geht und ich alleine in den Gottesdienst gehe. Dabei bedeutet alleine: ich und meine Kids!

Wir gingen in den Gottesdienst und haben uns einen Platz gesucht. Und es geschah, was ich schon am Frühstückstisch befürchtete: Die Konzentrationsspanne meiner Kinder neigte sich viel zu früh dem Ende entgegen, sodass ich nur mit halbem Ohr dem Gottesdienst und der Predigt folgen konnte. Die Erlösung durch einen Kindergottesdienst war coronabedingt nicht in Sicht. In diesen Momenten schweift schnell mein Blick neidisch zu den Geschwistern, die völlig ohne Ablenkung den Gottesdienst genießen können. Denn mal ist den Kids (aufgrund der permanenten Lüftung) zu kalt. Später haben sie Durst. Plötzlich erinnern sie sich, dass es da ein Snack im Rucksack gibt usw. Eine ziemlich zähe Geschichte. Nach dem Gottesdienst fällt aktuell auch die Gemeinschaft völlig flach. Kein Zwischenparken der Kids auf dem Spielplatz, um ein anregendes Gespräch zu führen oder ungezwungen guten Freunden zu begegnen. Ehe wir uns versehen, sind wir nach dem Gottesdienst auf dem Rückweg zum Auto und fahren Richtung Zuhause.

Die Frage, die sich einem zwangsläufig stellt, ist: Muss ich mir das geben? Ist der Aufriss die Mühe wert? Wie entscheide ich nächstes Mal? Was will ich anderen Vätern in dieser Situation raten?

Von Vater zu Vater möchte ich dich (und damit auch mich) ermutigen: Es ist alle Mühe und Strapazen wert, sich mit unseren Kindern auf den Weg zu machen und bei allem Tohuwabohu Zeit mit der Gemeinde vor Gott zur verbringen. Ja, ich weiß, es ist hart und kostet Nerven. Aber der Wert ist unbezahlbar, den wir mit diesem Opfer unseren Kindern zum Ausdruck bringen. Als Väter haben wir eine besondere Aufgabe in unseren Familien. Gott hat dich und mich dazu bestimmt, dass wir unseren Kindern ein inspirierendes geistliches Vorbild sind. Unsere Kinder können ganz genau sagen, was uns Eltern wichtig ist. An unserer Bereitschaft Hürden zu überwinden und Schwierigkeiten in Angriff zu nehmen, können unsere Kids eindeutig erkennen, wofür unser Herz schlägt und was im Leben wirklich wichtig ist. Ich glaube wir vertun eine kostbare Chance, wenn wir ihnen diese Erfahrungen verwehren und den leichten bequemen Weg wählen: die Kinder zu Hause zu lassen oder als gesamte Familie daheim zu bleiben. Ehrlich gesagt will ich diese Optionen kategorisch gar nicht in Erwägung ziehen. Ich wünsche mir nämlich für meine Kinder, dass

  • sie schon früh lernen einer Predigt zu lauschen (wenn auch nur ein einziger Gedanke hängen bleibt),
  • sie miterleben wie eine Vielzahl an Menschen Gott und sein Wort suchen,
  • sie andere Kinder erleben, die ebenfalls gemeinsam mit ihren Eltern Gott loben und zu ihm beten,
  • ihnen die Menschen der Gemeinde durch Corona nicht fremd werden, sondern vertraut bleiben,
  • sie lernen auch mal still zu werden und die Bedürfnisse einer Gemeinschaft wahrzunehmen,
  • sie ihren Wert als Kinder in einer generationsübergreifenden Gottesdienstgemeinschaft mitbekommen,
  • ihr Vater den gemeinsamen Gottesdienst mit seinen Kindern allen anderen Bequemlichkeiten bevorzugt, die ein Sonntagmorgen zu bieten hat,
  • ihre Integration in das Gemeindeleben höchste Priorität für mich hat und sie meine Integration Woche für Woche miterleben können,
  • durch Stetigkeit und Kontinuität heilsame und gesunde Strukturen im Glaubensleben erlernt werden.

Die Liste ließe sich noch weiterführen. Ich bin wirklich überzeugt: Der Segen steht in keinem Verhältnis zum Invest. Sonntag ist wieder Gottesdienst und wir als Väter (natürlich auch die Mütter) sind gefragt, wie wir unsere Verantwortung wahrnehmen. Lass dich nicht entmutigen, wenn die Kids mal lauter werden – das hat Jesus ausgehalten und wir werden es auch!

Sei mutig und stark und fürchte dich nicht! Denn der Herr dein Gott ist bei uns Vätern.

Dein Waldemar