12. Mai 2024

Heilige Unvernunft in Aktion

Heilige Unvernunft in Aktion

Bibeltext: Matthäus 14, 13 21 

Ja, wir haben soeben den Bibeltext aus Matthäus, Kapitel 14, gehört. Eine sehr berühmte Geschichte über Jesus. Ich denke: Jeder hat bereits von dieser Geschichte gehört; und das ist auch kein Wunder, denn dieses Wunder wird tatsächlich als einziges Wunder in jedem Evangelium berichtet. Also, wenn du die Evangelien liest, dann hast du irgendwann das Gefühl: Das habe ich schon einmal gelesen, das kenne ich. Es gibt Wiederholungen, Doppelungen, doch dieses ist das einzige Wunder, das wir in jedem der vier Evangelien finden. Es überrascht deshalb wahrscheinlich auch nicht, dass es in sämtlichen Kinderbibeln enthalten ist, rauf und runter erzählt und weitergegeben wird. Und die Geschichte, der Speisung der 5.000, ist eine Geschichte, in der wir mit Gottes Kraft und Jesu Machtdemonstration konfrontiert werden; es erschüttert ihn nichts. Jedoch der Kontext macht diese Situation noch viel interessanter für uns, denn manchmal kann man das Gefühl bekommen, wenn man in eine Geschichte wie die Speisung der 5.000 hinein-stolpert: Jesus schüttelt das alles aus dem Ärmel; er geht von einer Situation in die nächste und ihn kann nichts tangieren; vorrangig dann, wenn du gewöhnt bist Kinderbibel zu lesen. Ich hoffe, dass du nicht nur Kinderbibel liest, aber da kommen die Geschichten recht unvermittelt. Ihr wisst vielleicht, was ich meine: Plötzlich bist du in der Szene und siehst: Boah, Jesus handelt vollmächtig; doch wenn wir uns den Kontext anschauen, was hier eigentlich passiert, in welcher Situation Jesus sich in dem Augenblick seiner Vollmacht, seiner göttlichen Macht darstellt, was da eigentlich in ihm vorgeht, dann bekommt das eine viel, viel größere Brisanz. 

Wir sehen hier in unserem Text, Jesus befindet sich in einem Moment, wo er mit seinen menschlichen Limitierungen konfrontiert wird. Wir sehen hier, bevor es zu diesem krassen Wunder kommt, befindet Jesus sich in einem Zustand, der alles von ihm abverlangt und er zeigt menschliche Schwäche, menschliche Betroffenheit. Wir haben vielleicht manchmal das Bild von Jesus, gerade wenn wir uns die Wunder anschauen, Jesus berührt nichts, Jesus ist immer oben auf. Aber in Wahrheit befindet sich Jesus gerade in einer Situation, die auf emotionaler Ebene hart für ihn ist; er sagt nicht: So, wo ist das nächste Wunder, das ich tun kann, bam, bam, bam. So wie Lucky Luke schneller als sein Schatten schießt, so ist Jesus mit seinen Wundern unterwegs. Nein, Jesus verspürt aufgrund dieser menschlichen Limitierung den absoluten Wunsch nach Einsamkeit. Er hat eigentlich keine Motivation, noch 5000 Männer mit ihren Frauen und Kindern aufzu-suchen. Was das für eine Menschenmasse war, können wir uns nicht vorstellen; und darauf hat er überhaupt keine Lust. Er hat gerade Sehnsucht danach, allein zu sein, Ruhe zu finden. Wir lesen in Vers 13, so beginnt unser Predigttext: Und als Jesus es hörte – also die Nachricht, dass Johannes der Täufer, so wie du es richtig gesagt hast, geköpft wurde und Jesus in Verbindung zu Johannes steht und das auch gesehen wird als eine Verbindung: Da, die beiden, sie teilen etwas miteinander. Und als Jesus das hörte – dass Johannes geköpft wurde – zog er sich von dort in einem Boot abseits an einen öden Ort zurück. Für Jesus wird die Luft allmählich dünner; es wird schwieriger, sich öffentlich darzustellen, zu handeln und zu predigen, denn er weiß: Die politische und auch die religiöse Atmosphäre ist so aufgeladen, dass es schwierig wird für ihn, so weiterzumachen wie bisher. Es ist nichts, das ihn auf irgendeiner Art und Weise verwundern würde, denn Jesus ist gekommen, um zu sterben und wieder aufzuerstehen. Doch nur weil er diesen Plan hat und sagt: Das ist es, was ich will; bedeutet das nicht, dass er da so einfach hindurch gleitet und es würde ihn nicht berühren. Ich weiß nicht, wie es bei euch ist, aber ich merke, dass die Menschlichkeit von Jesus mich doch stärker herausfordert, als ich das manchmal wahrhaben möchte. In Jesus haben wir Gott und Mensch in einem vereint; zu 100 Prozent Gott, aber auch zu 100 Prozent Mensch. Und manchmal denke ich dennoch: Na ja, eigentlich steht er doch über den Dingen. Und dieser Text zeigt uns: Jesus wird konfrontiert mit der Realität, die er noch vor sich haben wird; das nimmt ihn so in die Mangel, dass er sagt: Ich möchte jetzt niemanden sehen; meine Nerven benötigen Ruhe.  

Kennst du diese Momente? Offenbar heute Morgen nicht, aber gelegentlich eventuell schon. Vielleicht gehst du manchmal in den Gottesdienst und denkst: Eigentlich habe ich heute keine Meinung dazu; die ganzen Grinsegesichter, die immer Amen und Halleluja schreien zu sehen; jetzt möchte ich nur ruhig sein. Ich möchte niemanden sehen, ich möchte niemanden hören. Ich brauche auch kein Problem von irgendjemand anderem, ich benötige einfach nur Stille. Ich möchte einfach meine Zeit mit Gott; und Jesus empfindet das auch so. Wir lesen hier nicht: Jesus hörte das und sagte: Wo sind die 5.000(?), sondern wo ist ein Ort, an dem die 5.000 nicht sind(?), wohin kann ich gehen, wo niemand ist? Und Jesus wird auch, wenn du in deiner Bibel nachschaust, zehn Verse weiter, also nach der Passage, die uns jetzt beschäftigt, in Vers 23, tatsächlich alleine sein und da heißt es: Und als er die Volksmengen entlassen hatte, stieg für sich alleine auf den Berg, um zu beten. Als es aber Abend geworden, war er dort allein. Also nach unserer Szene kommt er zu seinem Ziel, er kann endlich allein sein und das ist wichtig für uns zu hören: Jesus will dringend allein sein; er benötigt unbedingt Zeit für sich und Gott, die anderen fordern ihn sehr heraus; wofür er berufen ist, verlangt alles von ihm ab. Sein Plan geht aber bisher nicht auf. Er hat zwar das Vorhaben, an einen öden Ort, an dem pure Langeweile herrscht, zu kommen, doch sein Plan geht nicht auf. Wir lesen weiter in Vers 13: Und als die Volksmengen es hörten, folgten sie ihm zu Fuß aus den Städten. 

Als klar wurde, wo Jesus sich aufhält, waren wieder alle auf den Beinen und sagten: Zu ihm müssen wir hin. Das kennen wir vielleicht auch, wir wissen, da ist jemand, der in unseren Augen begehrenswert ist, in dessen Nähe wir sein möchten. Wenn wir das mitbekommen, machen wir uns auf den Weg und gehen hin und fragen nicht, ob die Person auch Interesse daran hat, Gemeinschaft mit uns zu haben; wir haben ein Verlangen, wir haben einen Wunsch und der ist so groß, dass es uns nicht wichtig erscheint, wie es dem anderen gerade geht, ob er das jetzt gebrauchen kann, sondern ich komme mit meinem Wunsch. Wenn ich damals dort gewesen wäre, hätte ich es geradeso gemacht. Ich wäre ganz genauso. Ich hätte mich nicht dafür interessiert, welche Befindlichkeit Jesus gerade hat. Ganz ehrlich, hätte Jesus angekündigt, heute, am 12. Mai, ist er in Kirchzarten; würde hier niemand sein. Da könnte ich die beste Predigt und das beste Essen vorbereitet haben, ihr würdet nicht hier sein. Wir würden persönlich zu ihm hingehen wollen. Natürlich, das ist ganz normal; aber Jesus will sich konzentrieren, er will Ruhe, er will nachdenken, er will beten und dann kommt diese ungebetene Störung. Wie reagierst du eigentlich, wenn du gestört wirst? Was ist deine reflexartige Reaktion, wenn du ein Vorhaben hast, was dir echt wichtig ist(?); und da grätscht dir jemand hinein und sagt: Ich möchte jetzt aber etwas anderes. Du willst allein sein, aber ich möchte dies und das. Wie reagierst du dann?  – Ungehalten! Danke, eine Schwester, die sich heraustraut. 

Ich erlebe diese Momente recht häufig. Da hast du ein Vorhaben und dann gibt es so kleine Menschen, die nennen sich Kinder und die haben ganz andere Pläne; sie interessieren sich auch nicht die Bohne für dein Vorhaben. Sie interessiert nicht, ob du traurig oder fröhlich bist; ob du reden willst oder ob du Ruhe haben möchtest. Sie interessiert es nicht, ob du einen schweren oder einen guten Tag hattest; das ist ihnen alles völlig latte; sie haben nur ein Ziel und du sollst mit. Und ich weiß, wie ich dann reagieren kann; ich kann dann sehr, sehr garstig werden, ich kann dann sehr ungehalten werden. Das ist ein schönes deutsches Wort: ungehalten. Das hört sich so an, als wenn man das darf; es hört sich so positiv an: Er ist ungehalten. Hey, wenn ich ungehalten bin, dann merkst du das. Ich kenne auch Situationen, die mich herausfordern, bei denen ich als Pastor denke: Ich möchte niemanden sehen; ich möchte keine Menschen um mich herum haben. Das ist krass und ist für mich recht ungewöhnlich, weil ich eigentlich immer Menschen um mich herum haben möchte. Aber es gibt Momente, in denen ich niemanden um mich haben möchte, niemanden sehen will und auch mit keinem sprechen möchte. Also, keine Sorge, jetzt ist keine solche Situation. Aber ich glaube, dass unsere spontane Reaktion auf unangemeldeten Besuch oder Störungen, die wir gerade nicht haben wollen, sehr unheilig sein kann, um ein anderes Wort als ungehalten zu verwenden.  

Lasst uns in Vers 14 lesen, wie Jesus reagiert, wenn er ungefragt gestört wird: Und als er ausstieg, sah er eine große Volksmenge, und er wurde innerlich bewegt über sie und heilte ihre Kranken. – Möchtest du etwas? Ach so, ich dachte, du hast dich nach vorn bewegt, weil du etwas beitragen möchtest. Hättest du ruhig machen können, Vassili; dir traue ich. – Noch einmal. Und als er ausstieg, sah er eine große Volksmenge, und er wurde innerlich bewegt über sie und heilte ihre Kranken.  

Was ist das? Jesus will gerade niemanden sehen. Und das ist ein Moment, wo wir eine Offenbarung, eine Enthüllung bekommen von dem Herzen Gottes, von dem Herzen Jesu. Wir können alle so froh sein, dass du und ich nicht Jesus sind; denn in dieser Situation, in der man maximal gefordert ist, maximale Ruhe benötigt, kommt solch ein Pulk von Menschen, die dich maximal fordern – da würde ich maximal ausrasten, würde beide Beine in die Hand nehmen und den nächsten öden Ort suchen, den ich finden kann, weil ich keinen Bock auf euch habe. Aber Jesus sieht diese Menschen, hat selbst hinreichend Probleme, braucht nicht noch zusätzlich andere Probleme; ist im Augenblick menschlich gesehen nicht oben auf; und er sieht sie und er ist innerlich bewegt.  

Und wohlgemerkt, wenn ich gestört werde, dann bin ich auch innerlich bewegt, aber dieses innerlich bewegt sein, mündet dann in Wut, Zorn und Ärger. Aber wenn wir davon lesen, dass Jesus innerlich bewegt ist, dann bedeutet es, dass seine Eingeweide sich in ihm drehen; in ihm kommt alles in Wallung; in ihm kommt tatsächlich etwas in Bewegung. Und das ist das Wort, das wir aus dem Griechischen oder aus dem Hebräischen haben für Erbarmen, Barmherzigkeit, Mitgefühl. Da bewegt sich etwas in uns, aber nicht in Richtung Wut, sondern was dich bewegt, das berührt mich. Das, was dich bewegt, legt sich auf mein Herz und fängt an, in mir Kreise zu ziehen.  

Und das ist interessant, wir haben diese Begebenheit in allen Evangelien. Und in Markus 6, Vers 34 beschreibt Markus: Jesu Erbarmen äußerte sich darin, als er diese große Volksmenge gesehen hatte, hat er angefangen, sie zu lehren; er war innerlich so bewegt über ihren Zustand, dass er gesagt hat: Ich muss ihnen unbedingt etwas von dem Reich Gottes erzählen. Ich muss ihnen Gottes Wort weitergeben, denn ich sehe, dass ihre Seele so unruhig ist, dass sie unbedingt das Wort Gottes für ihr Leben und für ihre Situation brauchen. Und im Matthäus-Evangelium sehen wir, dass seine innere Bewegung ihn nicht zur Lehre oder zur Predigt bringt, sondern zur Heilung. Und spannend ist, wenn du in das Lukas-Evangelium hineingehst, Lukas 9, Vers 11, werden diese beiden Anliegen verbunden. Und Lukas nennt beides in einem Atemzug. In Lukas 9, Vers 11 heißt es: Als aber die Volksmengen es erfuhren, folgten sie ihm; und er nahm sie auf und redete zu ihnen vom Reich Gottes, und die Heilung brauchten, machte er gesund. Ich finde das ganz interessant. Wenn Jesus mit uns Menschen konfrontiert wird, dann ist er nicht wütend, nicht ärgerlich, sondern er ist innerlich bewegt und das mündet darin, dass er ihre Nöte decken, stillen will, und zwar ihre geistlichen Nöte, indem er ihnen Gottes Wort weitergibt. Aber er sieht auch ihre körperlichen Nöte und ist bereit, ihnen Heilung zu geben dort, wo sie es brauchen. Hier sehen wir – wir sind noch nicht bei der Speisung der 5.000 – das Herz Jesu, das in dieser Phase selbst herausgefordert ist, das aber gerne geistliche und körperliche Nöte annimmt und sich selbst an die Menschen verschenkt. Und Jesus erfährt diesen Zustand häufig. Wir lesen immer wieder in der Bibel, dass Jesus innerlich bewegt ist, er ist innerlich bewegt, innerlich bewegt und das mündet immer wieder darin, dass er Menschen gesund machen und sie von ihren Lasten befreien möchte. Die Bibel ist unmissverständlich, es gibt manchmal Gründe, dass Menschen nicht gesund werden. Nicht jeder wird gesund, nicht jeder wird heilen, nicht jeder erlebt dieses Geschenk der Heilung und die Bibel berichtet uns davon, dass nicht alle gesund werden. Einige dieser Gründe werden in der Bibel genannt. Es gibt manchmal Gründe, warum Menschen nicht gesund werden. Das ist ein ganz eigenes Thema, da gehen wir jetzt nicht hinein. Doch manchmal bleibt es in der Bibel verborgen, warum Menschen krank sind und nicht gesund werden; und wir wissen nicht, warum das so ist. Wir sollten auch nicht meinen, dass die Menschen früher schlauer waren als wir; sie sind ziemlich genauso, wie wir unterwegs. 

Manchmal erkennen wir, dass Dinge blockiert waren und wenn wir eine Lösung gefunden haben, konnten wir plötzlich den Segen Gottes genießen. Aber es gibt Zustände, Umstände in unserem Leben, wo wir nicht wissen, warum das so ist, wie es ist; wir finden keine Antwort. Das gab es bei den Menschen damals, genauso wie bei uns heute auch. Doch wenn wir diesen Text lesen, dann sollten wir uns eine Frage stellen: Gibt es einen Grund, nicht innerlich bewegt zu sein über die Schwachheit und körperliche Zerschlagenheit unserer Mitmenschen? Das ist eine Frage, die ich jetzt an dich richte. Dass Menschen gesund werden, ist nicht etwas, was in unserer Autorität und in unserer Verfügungsgewalt steht; das können wir nicht tun. Wir sind abhängig von Gott, dass er Menschen gesund macht, wenn wir für sie beten. Aber die Frage ist, was haben wir für Gründe, dass wir oft so leichtfertig mit Krankheit und Zerschlagenheit umgehen, dass sie uns nicht innerlich bewegt, so wie Jesus. Wir sehen, dass hin zur Heilung es immer wieder heißt, dass Jesus innerlich bewegt wurde. Das gibt mir den Hinweis: Damit die Heilungskraft bei den Menschen ankommt, braucht es auch innerliches bewegt sein, dass ich mir diese Situation zu eigen mache und mich das auch berührt. Aber meine Lieben, wir sind manchmal, so nehme ich das wahr, so leichtfertig mit der Krankheit, die auch unter uns ist. wir denken: Na ja, es trifft halt mal den und mal den und hoffentlich steht er das gut durch; jedoch weiß ich nicht, ob das eine jesusgemäße Reaktion auf körperliche Zerschlagenheit ist. Ich sehe einen Jesus, der davon gepackt wurde, wenn Menschen krank waren. Und dieser Text fordert mich heraus: Wie geht es dir, wenn du von Krankheit erfährst? Und wenn wir Christen sind und Jesus nachfolgen, wir sind nicht Jesus, dass wir alle so heilen können, aber wir sehen doch das Herz von Jesus in der Schrift. Und wir sollten uns fragen, hat dieser Herzensausdruck bei Jesus auch Platz bei mir? Interessiere ich mich überhaupt für das Leid meiner Mitmenschen? Macht die Krankheit, die Zerschlagenheit, die Schwäche meiner Geschwister, etwas mit mir? Jesus hatte selbst genügend Probleme, doch als er die Not der anderen gesehen hat, ist sein Herz übergeflossen zu ihnen hin. 

Und ich denke: Wenn wir eine Jesusgemeinschaft sein wollen, dann sollen wir diesen Text lesen und Gottes Wort in unser Herz fallen lassen und sagen: Herr, die anderen sind mir häufig zu egal. Ich drehe mich so sehr um mein eigenes Programm, um mein eigenes Wohlbefinden, um meine eigenen Bedürfnisse. Aber wo sind wir, dass wir jetzt aufstehen und fragen: Wo ist jemand krank? Kann ich für dich beten? Ich bin innerlich bewegt, was kann ich für dich tun? Wie kann ich dich stützen? Wie kann ich dir helfen? Du bist krank, du bist zerschlagen; hast du heute schon Gebet empfangen? Ja, stellt euch vor, eine Gemeinschaft wäre so unterwegs; und würde nicht nur die eigenen Bedürfnisse ganz oben anstellen und immerzu darauf warten, bis man selbst zum Zug kommt. Ich frage dich und ich frage mich: Lassen wir uns davon berühren, wie innerlich bewegt Jesus war, dass Menschen gelitten haben wie Hunde? Meine Lieben, wir können keine Gemeinschaft sein, in der wir dann einfach die Hände in den Schoß legen. Na ja, dann soll es so sein oder dann ist das nun mal das Kreuz, das er zu tragen hat. Ja, ist es so? Weißt du das? Weißt du das? Hat Gott dir offenbart, das sollst du ruhen lassen? Wo ist unsere innere Bewegung hin zu den Menschen, wenn sie schwach sind? Haben wir ein solches Miteinander, dass ich weiß: Wenn ich meine Schwachheit kundtue, sind andere da, die sagen: Das setzt mich in Bewegung hin zu dir, um für dich zu beten. Nicht um auf den Knopf zu drücken, damit die Dinge passieren, so wie sie in unserer Verfügung stehen. Stehen sie nicht, das hat Jesus auch nie von uns erwartet; aber ein Herz für den Armen, für den Schwachen und Zerschlagenen, ein Herz für den Hoffnungslosen. – Sind wir innerlich bewegt? 

In Vers 15 lesen wir, wie es nach dieser heftigen Heilungsaktion dann weitergeht mit der Speisung der 5000. Und wir müssen wissen, was Jesus hier gerade durchgemacht hat, um später auch die Dynamik der Speisung zu verstehen. Jesus hat hier gerade Unmengen von Menschen gesund gemacht und wir wissen, wenn Jesus Menschen geheilt hat, dann hat er gesagt: Kraft ist von mir ausgegangen; seine Kraft ist es, die er weitergibt. Man kann sich vorstellen, wenn er so viele Menschen geheilt hat – ihm ging es emotional schon ziemlich dreckig und jetzt hat er so viel gedient, so viel Elend gesehen, so viel Wiederherstellung geschaffen – dann ist das bereits genug für eine ganze Woche. (; Jesus, mach Urlaub, geh nach Mallorca und kommt dann frisch erholt wieder zurück. 😉 Doch es geht weiter, Vers 15: Als es aber Abend geworden war, traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Der Ort ist öde – das sagen Kinder auch manchmal, hier ist es langweilig – und die Zeit ist schon vergangen. Entlass die Volksmengen, dass sie hingehen in die Dörfer und sich Speise kaufen! Ich mag die Jünger, weil sie das Offensichtliche einfach ansprechen; sie machen keine komische Akrobatik. Es ist das Normalste der Welt, was sie dort sehen: Jesus, wir haben Augen im Kopf, hier ist nichts zu holen. Das hier ist ein langweiliger Ort, an dem nichts ist, wo du nichts bekommen kannst. Die Leute sollten jetzt, wo es Abend wird, gehen.  

Vielleicht hast du Gäste bei dir zu Hause und denkst: Der Kühlschrank ist öde; die Gäste sollten langsam gehen, denn in diesem Kühlschrank ist nichts zu holen. Dann hast du vielleicht deine Mechanismen, wie du deine Gäste hinaustreibst; du sagst: Ich lüfte schon mal die Wohnung, bevor ich schlafen gehe. Oder du kommst plötzlich in deinem Pyjama aus dem Zimmer heraus: So, und was machst du jetzt so? Du setzt Signale, um zu zeigen, die Geschichte sollte hier langsam zu Ende gehen.  

Also, die Jünger tun das Normalste der Welt; sie bewerten die Situation und sie ziehen logische und nüchterne Schlussfolgerungen; sie machen hier nichts falsch. Sie sehen die Situation und sagen: Wenn ich die Situation betrachte, dann muss ich jetzt auf diese Weise handeln, sonst wird es hier irgendwann sehr ungemütlich für uns. Sie machen keinen Fehler. Sie verstehen einfach die Rechnung von hungrigen Mägen. Wenn die irgendwann in dieser Masse hungrig werden, weil Jesus die Zeit beim Predigen irgendwie vergessen hat – Halleluja – dann sollte das irgendwann ein jähes Ende finden. Das ist das, was die Jünger sehen. Sie sehen die Situation und sie ziehen ihre vernünftige Schlussfolgerung daraus. 

Vers 16: Jesus aber sprach zu ihnen: Sie haben nicht nötig wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen! Da sind die Jünger, sie haben ihre Schlussfolgerungen, nur Jesus ist wieder der – Spielverderber – in der Gruppe und er ist der Alleinige, der diese Situation anders bewertet. Wir dürfen nicht vergessen, die Jünger waren inzwischen eine ganze Weile mit Jesus unterwegs; sie kennen Jesus. Sie wissen, dass er mächtig ist; sie wissen, was er so tut, wenn Volksmengen auflaufen; und offenbar war es nicht die Norm, dass Jesus alle ständig mit Essen versorgte. Es gehörte nicht zum Standard-Repertoire in Jesu Wirken, dass er ständig Brote in der Tasche hatte und sie wunderhaft vermehrte, sodass Volksmengen ständig bei ihm waren. Die Jünger haben so gehandelt, wie immer; es ist nicht das erste Mal, dass eine Volksmenge bei Jesus ist. So, jetzt ist es vorbei und jetzt gehen wir und essen zu Abend. Ganz normal, jede geht so.  

Wir werden heute auch einen Punkt erreichen, zumindest unser Magen, wo wir sagen: Jetzt ist es genug, jetzt reicht es und ich gehe jetzt etwas essen. Das passiert immer wieder und die Jünger haben diese Schlussfolgerungen, doch Jesus bewertet als einziger diese Situation plötzlich komplett anders. Wir lesen tatsächlich nur von zwei Massenspeisungen, das ist nicht ständig passiert. Und auch als es zum zweiten Mal passierte, Matthäus-Evangelium Kapitel 15, dort wird es den Jüngern auch nicht einfallen, die Versorgungen von Tausenden Menschen sicherzustellen. Es scheint nicht üblich gewesen zu sein, dass Jesus so handelte. Und diese Passage lehrt uns auch nicht, dass wir ständig damit rechnen sollen, dass es zu Massenspeisungen kommt. Das ist nicht die Lektion dieser Einheit. Diese Passage lehrt uns nicht, du legst deine Hände immer bis zum Abend in den Schoß, dann betest du und dann wird das alles wundersam vervielfältigt. Nein, Jesus sagt sogar in Johannes 12, Vers 8, dass uns Arme unser ganzes Leben lang begleiten werden; Armut wird es immer geben. Und an anderen Stellen in der Bibel heißt es auch: Wer nicht arbeitet, soll nicht essen. 2. Thessalonicher 3,10. Also du sollst auch fleißig sein und nicht nur die Hände in den Schoß legen und so beten wie Jesus; und das gehört dann zum Standard-Repertoire von Gott: Auf diese Art vervielfältigt er immer Brot, Fisch und vielleicht Schnitzel. Diese Passage bringt uns an einen Punkt, wo wir uns fragen sollen: Bin ich bereit dazu, dass Jesus meine vermeintlich logischen und vernünftigen Pläne über Bord werfen kann? Darf Jesus in meinem Leben so wirken – dass er das, was ich für vernünftig erachte, verwirft – dass er sagt: Ich will, dass du in dieser Situation ausgesprochen anders handelst; aus deiner Perspektive unlogisch, irrational und auch unvernünftig, aber das ist genau das, was ich jetzt von dir erwarte? Jesus ruft hier seine Jünger zu einer heiligen Irrationalität, zu einer heiligen Unvernunft. Das, was die Jünger tun, ist nicht falsch. Sie zeigen hier bis zu diesem Punkt auch keinen Unglauben, sondern sie sind vernünftige Menschen wie du und ich, können eins und eins zusammenrechnen und sagen: Das Ergebnis ist zwei. Jesus sagt, das stimmt für gewöhnlich, aber ich möchte von dir, dass du jetzt – in Anführungszeichen – unvernünftig handelst. Und das frage ich mich selbst, das fordert mich und auch uns als ganze Gemeinde heraus: Haben wir in uns die Bereitschaft, uns von Zeit zu Zeit von Jesus irritieren zu lassen und Dinge zu tun, die uns irrsinnig, ja bekloppt erscheinen im Angesicht der Logik, die jeder Mensch zu Hilfe nehmen kann? Und wisst ihr: Jesus selbst wollte ausruhen, was nur vernünftig war, nachdem, was er durchlebt hat. Es war vernünftig auszuruhen, sich zu isolieren, doch er kommt in eine Situation, bei der er gemerkt hat: Es ist jetzt angebracht, unvernünftig und irrational zu sagen: Und dennoch diene ich.  

Er wird gewissermaßen aus der Vernunftslogik herausgenommen und muss sich für diese aktuelle Situation auf die Führung Gottes einlassen. Und das, was Jesus gerade durchlebt, dass er unvernünftigerweise nicht ruht, das Gleiche fordert er nun von seinen Jüngern und erklärt ihnen damit: Die Nachfolge im Reich Gottes, Jesus nachzufolgen, ist keine Nachfolge nach Vorschrift. Wer mit Gott lebt, muss für viele Überraschungen bereit sein.  

Wir haben uns leider eine Kultur angeeignet, in der wir Pläne machen und die Erwartung haben: Solange mein Plan vernünftig ist, ist er richtig und auch in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes und wir schaffen in diesem keinen Raum für vermeintlich unvernünftige Handlungen und Bewegungen Gottes, in unserem Leben. Und wenn du mir das nicht glaubst, dann schau dir deine Erwartungen in einem Gottesdienst an; wie zittrig können Christen werden, wenn Gottesdienstabläufe durcheinander geraten, weil etwas Ungeplantes auftritt und man denkt: Nun bin ich aber in meiner Gewohnheit irritiert, das sollte doch ganz anders ablaufen; was ist, wenn das hier Schule macht? Das muss doch 1, 2, 3, 4, Amen und dann bitte in Ruhe weitermachen.  

Was ist, wenn unsere Gewohnheit, unsere Logik von dem Herrn durchkreuzt wird? Ich verspreche dir: Wenn du mit Gott unterwegs bist, dann wird es in deinem Leben so manche unvernünftige Forderungen von Jesus geben. Wohlgemerkt, mit unvernünftig meine ich nicht unmoralisch.  

Die Wespe macht mir hier jetzt große Konkurrenz. Ein unvernünftiger … ja, das ist jetzt eine solche Irritation … Danke schön für diese Fügung. Es wird in deinem Leben Dinge geben, die so irrational scheinen. Für alle anderen: Bist du eigentlich bekloppt geworden, in dieser Situation so zu handeln? Diese Rechnung geht nicht auf. Das ist halt die Mathematik des Reiches Gottes, die anders funktioniert und Jesus drängt seine Jünger zu einem Lebensstil, der bereit ist für unvernünftige Dinge; also nicht unmoralische Dinge, sondern ungeplante Dinge.  

Wir werden jetzt im Text weiter gehen und ich möchte noch auf die Frage hinaus: Warum ist es Jesus eigentlich wichtig, seine Jünger und auch die anderen Menschen in diese Situation zu bringen, dass sie jetzt von ihm zu essen bekommen. Jesus will hier etwas tun, das nicht notwendig ist. Einige denken: Na, ja, Jesus hat das gemacht, weil die Leute keine andere Chance hatten, an Nahrung heranzukommen und deswegen musste er in der Notsituation so handeln. Doch die Jünger sagten, wenn du genau liest, in unserem Text: Alle haben die Möglichkeiten, in den umliegenden Orten Speisen zu kaufen, oder? Sie sagen nicht: Die Reise ist so weit und es gibt auf der Strecke nirgends einen McDonald’s, wo sie sich ernähren können, sondern sie sagen: Wir haben hier gerade nichts, aber wenn du ein paar Meter weiterläufst, dann gibt es zu essen. Wenn wir den jetzigen Moment nutzen, dann kommt jeder noch rechtzeitig zu einem gefüllten Magen; zumal, ich sage mal so: Eine Mahlzeit auszulassen, das werden wir vielleicht auch gerade noch so hinbekommen. Und sie sagen: Jetzt ist der Zeitpunkt, die Volksmenge zu entlassen und Jesus wird die Volksmenge nach unserem Text, in Vers 22, auch tatsächlich entlassen; aber nicht bevor er etwas tut, was nicht sein muss, das Jesus jedoch tun will. Er muss die Menschen nicht versorgen. Es besteht keine Notwendigkeit, dass Jesus so handelt, aber er will so handeln, weil Jesus den Charakter der Liebe Gottes offenbaren möchte. Er möchte, dass seine Jünger verstehen, wenn Gott gibt, dann tut er das in einer überfließenden Art und Weise. Wir haben einen Gott, der nicht schaut, was das Allernötigste ist, sondern Gott ist ein Gott, der bereit ist, Dinge zu geben, sogar wenn sie nicht notwendig sind; um seine Liebe und seine Freude darin zu offenbaren: Menschen zu beschenken, Menschen zu begegnen, ihre Bedürfnisse zu stillen, auch wenn sie nicht danach gefragt haben. Das ist das Wesen Gottes und das zeigt Jesus in dieser ungefragten Speisung, obwohl sie nicht notwendig ist. In Vers 17 kommen dann die Jünger um die Ecke – auf diesen Vorschlag von Jesus, diese überschwängliche Liebe zu zeigen, obwohl sie nicht notwendig ist – und sie sind ganz und gar nicht damit einverstanden, dass Gottes Liebe sich nun überfließend zeigen soll. Vers 17: Sie aber sagen zu ihm: Wir haben nichts hier als nur fünf Brote und zwei Fische. Eine > schöne < Formulierung: Wir haben nichts hier als nur fünf Brote und zwei Fische. Die Weigerung der Jünger, sich auf diese Idee einzulassen, hat etwas damit zu tun, dass Jesus nicht gesagt hat: Wisst ihr, ich werde den Leuten zu essen geben. Die Jünger haben rebelliert, weil Jesus wollte, dass sie den Menschen zu essen geben sollen. Denn in Vers 16 hieß es gerade: Gebt ihr ihnen zu essen! Für die Jünger ist es kein Problem, wenn Jesus die Dinge regelt, aber sie waren nicht damit einverstanden, dass Jesus sie in die Verantwortung nimmt und sie jetzt handeln sollen. Und beachtet: Jesus tut dieses Wunder nicht, um allen seine göttliche Kraft zu beweisen. Jesus geht nicht in diese Situation hinein, weil er denkt, ich muss allen zeigen, mit wem sie es zu tun haben; darum hat er die 5.000 gespeist. Seine göttliche Kraft hat er soeben in Dutzenden und Dutzenden und Dutzenden Krankenheilungen bewiesen, oder? Jesus war nicht da, um Dinge zu beweisen. Das hat er schon längst getan. Jesus will – und deswegen sind wir hier in dieser Situation – seine Jünger in die Verantwortung bringen. Er will sie gebrauchen, damit sie in seinem Namen den Menschen den Überfluss der Liebe Gottes bringen; dass sie Werkzeuge in der Hand Jesu werden; und sie im Vertrauen an Jesus Menschen mit der Liebe Gottes beschenken.  

Jesus hat die Versorgung der Menschen ja gerade bereits sichergestellt, indem er ihre geistlichen Nöte stillt, indem er sie lehrt; indem er ihre körperlichen Nöte stillt, indem er sie heilt; und nun kommt on top die Speisung und er zeigt: Ich möchte, dass ihr das tut, dass ihr Menschen beschenkt. Es reicht nicht, dass ich innerlich über die Menschen bewegt werde, sie liebe und ihnen begegne; ich möchte, dass ihr ihnen gebt. Und deswegen kommen die Jünger um die Ecke und sagen: Wir haben hier nichts. Was ist denn das für ein dummer Einfall von dir, Jesus, dass wir das machen sollen? Da sind wir raus! Und dann führen sie ihre sieben Argumente auf: Eins, zwei, drei – fünf Brote, zwei Fische. – Das sind unsere sieben Argumente, warum das nicht geht; wir haben nichts! Aber Jesus kann bis acht zählen. Er hat ihre sieben Faktoren – die nichts taugen – abgezählt. Und sie haben recht, sie haben recht: Sie haben nichts; sie haben auch nichts zu geben, um diesen Liebesausfluss irgendwie in die Existenz zu bringen; haben sie nicht. Aber Jesus hat bis acht gezählt und hat einen Faktor, den sie in ihrer Kalkulation nicht dabeihatten, indem er in Vers 18 sprach: Bringt sie mir her! Sie sagen: Wir haben nichts! Und Jesus steht dem gegenüber und sagt: Das, was du nicht hast, bitte gib es mir. Ich erwarte von euch nicht, dass ihr die Dinge aus eigener Kraft tut. Meine Erwartung ist nicht, dass ihr aus euch heraus etwas Unmögliches möglich macht; das könnt ihr nämlich nicht. Aber ihr steht und seht euren Mangel und eure Ressourcen und ihr seht mich; und anstatt zu sehen, mit diesem Mangel kann ich zu Jesus gehen und bei ihm sind alle Dinge möglich, steht ihr nur bei euch, eurem Mangel und eurer Ohnmacht und kommt nicht einmal auf die Idee, in Verbindung mit mir zu agieren; von mir das Wunder zu erhoffen und euch mit mir in Verbindung zu bringen. Ihr bleibt einfach bei euren Möglichkeiten; bei dem: Wir haben nichts, wir können nichts, wir sind nicht in der Lage, Menschen in dieser Weise zu lieben und ihnen zu begegnen. Ja, Jesus will, dass sie handeln, aber sie sollen es überhaupt nicht alleine tun. 

Ich möchte jetzt auch zum Schluss kommen, indem ich die restlichen Verse lese. Verse 18 bis 21: Er aber sprach: Bringt sie mir her! Und er befahl den Volksmengen, sich auf das Gras zu lagern, nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte auf zum Himmel und dankte; und er brach die Brote und gab sie den Jüngern; die Jünger aber gaben sie den Volksmengen. Hier sind sie dabei, hier sind sie drin; genau dort wollte Jesus seine Jünger haben. Und sie aßen alle und wurden gesättigt. Und sie hoben auf, was an Brocken übrig blieb: zwölf Handkörbe voll. – Ich kann es mir so vorstellen: Wahrscheinlich kam jeder Jünger bedröppelt mit einem ganzen Korb wieder zurück; jeder hat jetzt einen in der Hand. – Die aber aßen, waren ungefähr 5.000 Männer, ohne Frauen und Kinder.  

Was lernen wir hier? Wir sehen hier nicht nur eine schöne Geschichte von Gottes Macht, die sich in Jesus Christus zeigt; wir sehen hier auch den Menschen Jesus, von dem alles abverlangt wird; der eigentlich einen ganz anderen Plan verfolgt; und der Plan wird durchkreuzt durch die Bedürfnisse anderer. Das bewegt ihn innerlich, sodass er in Liebe zu ihnen überfließt und ihnen das gibt, was sie benötigen. Und er ist bereit, Menschen mehr zu geben, als das, was sie brauchen, indem er Brot vervielfältigt und damit auch zum Ausdruck bringt: Hey, merkt ihr, dass wir hier an einem öden Ort sind und viele Menschen wie durch ein Wunder versorgt werden? Klingelt es da bei euch, Israeliten? Wo ist das vielleicht schon einmal passiert, dass ein Volk an einem öden Ort war, wie in einer Wüste, wo sie nichts hatten und dann durch Mose eine Speisung bekommen haben? Jesus macht diese Dinge nicht, weil das jetzt ein nettes gemeinsames Essen wäre, sondern um ihnen Wahrheiten zu vermitteln. Ihr habt es hier mit göttlicher Versorgung und Gottes überfließender Liebe zu tun; die zu euch kommt. Ich bin derjenige, der Körper und Seele vollkommen ernährt. Diese Passage ist uns dazu gegeben, dass die Jünger lernen sollen; Jesus will das nicht alleine tun, sondern er möchte, dass unsere Herzen von der Bewegung bewegt werden, die er verspürt; damit wir, wenn wir mit Nöten konfrontiert sind, auch überfließen. Und wir sollen in die Situation geführt werden, dass wir sagen können: Ich kann hier nichts wirken, ich kann hier gar nichts tun. Wenn du dich von Gott gebrauchen lassen möchtest, wirst du in genau diese Situation manövriert werden, dass du aus deiner Kraft nichts tun kannst.  

Ich werde gerade in den vergangenen Wochen und auch heute noch gefragt, für Menschen zu beten: Bitte bete! Und ich habe nichts in mir, was ich geben kann. Und ich denke: Die Not, mit der ich konfrontiert bin, was diese Personen durchmachen, das ist so ätzend, das ist krank machend, das ist zerstörerisch, doch dieser herzliche Wunsch: Bitte wirke! Ja, wie denn?  

Und dann lese ich diesen Text. Wir können in unserer Macht nichts tun, aber Jesus befiehlt seinen Jüngern: Gebt ihr ihnen zu essen! Wenn du ein Jünger Jesu bist, wenn du Jesus liebst, dann ist dieser Text für dich ein Gebot Gottes: Gib – ihnen – zu essen! Handle in Liebe! Aber Herr, ich habe nichts. Bring es zu mir! Bring es zu mir!  

Meine Lieben, dieser Vers ist der Platz der Hoffnung in der ganzen Geschichte: Jesus Christus ist derjenige, der sich darum kümmern muss. Wenn du in aller Ohnmacht für andere Menschen beten möchtest, du ihnen in Liebe begegnen möchtest; wenn du möchtest, dass sie in die Segnungen Gottes kommen: Du kannst nichts, aber der Herr kann alles. Verbunden mit ihm ist alles möglich, aber ohne ihn können wir nichts tun. Doch dieser Platz ist der Platz, den Jesus uns anbietet; bring es her zu mir und wenn du dich so ähnlich fühlst wie ich, dass du nichts hast, dann nimm dieses – NICHTS – und gib es Jesus und Jesus kann daraus unglaubliche Dinge tun, wenn wir es ihm geben.  

Amen. 

 

Bibelstellen: 

Matthäus 14,13-21; Matthäus 14,22.23; Markus 6,34; Lukas 9,11; Matthäus Kapitel 15, Johannes 12,8; 2. Thessalonicher 3,10